Der österreichische Staat bittet bei Stromerlösen ab Juni stärker zur Kasse.
Das hohe Strompreisniveau spielt dem Verbund weiter in die Karten. Im abgelaufenen ersten Quartal schrieb Österreichs größter Stromproduzent einen Nettogewinn, der mit rund 529 Millionen Euro den Wert des gleichen Vorjahresquartals um 2,8 Prozent übertraf. Ohne die Erlös- und Gewinnabschöpfungen in den Märkten Österreich, Deutschland und Rumänien im Gesamtvolumen von 68,6 Millionen Euro wäre der Gewinn in den ersten drei Monaten des laufenden Jahres deutlich höher ausgefallen.
Zumindest Österreich will nun ab Juni bereits bei Strompreisen von mehr als 120 Euro (statt bisher über 140 Euro) pro Megawattstunde die Erlöse der heimischen Stromerzeuger anzapfen. Für den Verbund heißt das, dass er seinen Ausblick auf das Konzernergebnis im Gesamtjahr 2023, der bisher auf 2,0 bis 2,4 Milliarden Euro gelautet hatte, aktualisieren muss. Eine neue Gewinnprognose wollte der Verbund am Donnerstag nicht bekanntgeben. „Die Auswirkungen der Maßnahmen können wir erst einpreisen, wenn das Gesetz da ist und wirkt“, erklärte eine Sprecherin des teilstaatlichen Wiener Energiekonzerns.
Absatzpreise deutlich höher
Wie aus einer Mitteilung des Unternehmens hervorgeht, sprang der durchschnittliche Absatzpreis für die Eigenerzeugung aus Wasserkraft im ersten Quartal von 113,8 auf 202,8 Euro pro Megawattstunde. Positiv für den Verbund-Gewinn waren die stark gestiegenen Terminmarktpreise im Stromgroßhandel und die höhere Erzeugung aus Photovoltaik- und Windkraftanlagen – vor allem in Spanien. Belastend waren dagegen die deutlich geringere thermische Erzeugung und die hohen Beschaffungskosten für zugekauften Strom, sodass dieser Geschäftsbereich für die Monate von Jänner bis März rote Zahlen auswies.
Insgesamt habe sich die leichte Entspannung auf den Energiemärkten, die Ende 2022 begann, fortgesetzt, wie der Verbund weiter berichtete. „Die Großhandelspreise für Gas und Strom gingen im abgelaufenen Quartal deutlich zurück und fielen phasenweise unter das vor dem Krieg in der Ukraine verzeichnete Niveau.“
Der Stromabsatz sank im ersten Quartal um knapp 11 Prozent auf 14.430 Gigawattstunden – vor allem wegen geringerer Lieferungen ins Ausland. In Österreich ging der Absatz nur um 4,3 Prozent zurück. Von seinem Strom setzt der Verbund etwas mehr als die Hälfte im Inland ab. Unabhängig davon verwies der Konzern auf Investitionen und neue Projekte. Um die Energiewende zu schaffen, seien starke Netze nötig. Daher liege der Schwerpunkt der Investitionen in diesem Bereich.
Wiener Zeitung