Wie Mikl-Leitner den Energiekonzern EVN umbaut

16. Mai 2023

Kritik wurde immer lauter – jetzt schickt die ÖVP Klubchef Danninger in den Aufsichtsrat

In der ÖVP, so hört man, hat sich eine Meinung verfestigt: Nicht nur die Corona-Maßnahmen hätten zu einem massiven Stimmenverlust bei der Landtagswahl im vergangenen Jänner geführt, auch die hohen Energiepreise sollen für die Niederlage verantwortlich sein.

Diese Meinung hat in den vergangenen Wochen dazu geführt, dass ÖVP-Klubobmann Jochen Danninger und Landesvize Stephan Pernkopf scharfe Kritik am Landesenergieversorger EVN übten. „Die verantwortlichen Manager“, sagte Pernkopf kürzlich zum KURIER, „brauchen sich nicht hinter der Merit-Order oder sonstigen Dingen verstecken. Die Rechnung geht nicht mehr auf.“

Das Fass zum Überlaufen brachte dann die Kündigung von Verträgen für 300.000 Haushalte im März, was etwa 40 Prozent aller EVN-Strom- und -Gaskunden betraf. Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner (ÖVP) soll sich darüber sehr verärgert gezeigt haben. Aus all diesen Gründen will das Land als Mehrheitseigentümer seine Rolle im Aufsichtsrat stärker wahrnehmen als bisher. Kurzum: Die Zügel sollen in dem Konzern stärker angezogen werden. Weil sich Bettina Glatz-Kremsner, die von 2019 bis Ende März 2022 auch Generaldirektorin der Casinos Austria und Vorstandsvorsitzende der Lotterien war, freiwillig von der Spitze des EVN-Aufsichtsrates zurückziehen wird, steht einem Umbau des Kontrollgremiums nichts mehr im Wege.

Fest steht, dass Reinhard Wolf für Glatz-Kremsner kommen soll. Wolf ist seit 2013 Generaldirektor der Raiffeisen Ware und auch Präsident der europäischen landwirtschaftlichen Genossenschaften (Intercoop). Jochen Danninger, der neue Klubchef der Volkspartei, soll unterdessen in den Aufsichtsrat einziehen. Danninger hat bereits Erfahrungen in der Wirtschaft gesammelt. Er war unter anderem im Aufsichtsrat der Post AG sowie Prokurist der Hypo NÖ.

Rauer Wind Gute Chancen auf eine Top-Position in der EVN darf sich auch Veronika Wüster ausrechnen. Wüster leitet den „Verband der Österreichischen Entsorgungsbetriebe“. Aus dem Aufsichtsrat ausscheiden werden Friedrich Zibuschka und Norbert Griesmayr. Den EVN-Vorständen Stefan Szyszkowitz und Franz Mittermayer könnte jedenfalls bald ein deutlich rauerer Wind entgegenwehen.

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