Globaler Wettlauf um das Einspeichern von CO₂ im Untergrund

17. Mai 2023

Österreich will erst analysieren, wie groß der Bedarf ist und welche Optionen es gibt

Pipelines. Die Norweger geben an, in der Nordsee ausreichend Speicherplatz für etwa 2.000 Milliarden Tonnen CO₂ zu haben. Die USA, Kanada oder China haben längst mit dem Verpressen von CO₂ begonnen. Weltweit gibt es 27 aktive CCS-Anlagen, das steht für „carbon capture and storage“, wo CO₂ aus Schornsteinen gefiltert und im Boden verpresst wird. In Österreich ist das verboten, das Gesetz wird heuer evaluiert, bisher gibt es daher keine Pläne. Doch angesichts der steigenden CO₂-Zertifikatspreise pressiert es. In Deutschland etwa hat die Firma Open Grid Europe, die das größte Ferngasnetz betreibt, längst Pläne, wie ein eigenes Pipeline-System das Kohlendioxid von den großen Industrieanlagen zu den Häfen im Nordwesten Deutschlands bringen kann (siehe Grafik rechts). Von dort könnte das unerwünschte Treibhausgas bis in die Gaslager unter der Nordsee gebracht werden.

Und in Österreich? „Wir arbeiten mit fachlicher Begleitung an der Analyse möglicher Mengen, der Qualität des Gases und ähnlichen Informationen für eine Beurteilungsgrundlage“, heißt es aus dem zuständigen Klimaministerium. „Die Technologien sind noch recht weit davon entfernt in so großen Mengen verfügbar zu sein, dass man von einem hohen Bedarf in den nächsten fünf bis zehn Jahren reden könnte.“ Geprüft werde zudem, welche Industrien unvermeidbare Emissionen haben, ob das CO₂ genutzt werden kann, oder ob es transportiert und gespeichert werden muss.

Für den Klimaexperten der Industriellenvereinigung, Dieter Drexel, ist das zu wenig: „Die IV unterstützt ausdrücklich eine fachlich fundierte und undogmatische Diskussion des Themenkomplexes CCS/CCU inklusive der Errichtung der dafür erforderlichen Infrastruktur, als einer möglichen Klimaschutz-Option für gewisse schwer zu dekarbonisierende Industrieanlagen. Damit greift Österreich eine Diskussion zu einer Technologie auf, die weltweit und zunehmend auch in Europa als unabdingbarer Baustein zur Erreichung von Klimazielen gilt.“

Kurier