11.778 Klima-bedingte Katastrophen zwischen 1970 und 2021

22. Mai 2023, Genf
Zyklon "Mocha" ist die jüngste von Tausenden Naturkatastrophen - Kyauktaw, APA/AFP

Extremwetter und klima- bzw. wasserbedingte Ereignisse haben zwischen 1970 und 2021 insgesamt 11.778 Katastrophen verursacht. Dabei kamen weltweit mehr als zwei Millionen Menschen ums Leben, der ökonomische Schaden lag bei 4,3 Billionen US-Dollar (3,98 Billionen Euro). Das geht aus einer am Montag veröffentlichten Studie der Weltwetterorganisation (WMO) hervor. Die gute Nachricht: Frühwarnsysteme und ein koordiniertes Katastrophen-Management lassen die Opferzahlen sinken.

Der Bericht wurde zur Eröffnung des alle vier Jahre stattfindenden Kongresses der WMO veröffentlicht. Wenig verwunderlich ist, dass mehr als 90 Prozent der Todesfälle durch klima- oder wetterbedingte Katastrophen in Entwicklungsländern zu beklagen sind. Die wirtschaftlichen Verluste hingegen betreffen in erster Linie Industriestaaten, allen voran die USA, die allein 1,7 Billionen US-Dollar oder 39 Prozent der wirtschaftlichen Gesamtverluste durch derartige Naturereignisse abschreiben musste. Aber die WMO wies darauf hin, dass die am schlechtesten entwickelten Staaten und kleine Insel-Entwicklungsstaaten überproportional hohe Kosten im Verhältnis zur Größe ihrer Wirtschaft zu verzeichnen haben.

Die WMO hat sich zum Ziel gesetzt, dass bis Ende 2027 weltweit alle Menschen über Frühwarnsysteme erreicht werden können. Wege und Mittel zu finden, wie dies am besten zu bewerkstelligen ist, wird die Kongressteilnehmer unter anderem beschäftigen. Es wurde bereits eine Frühwarn-Initiative gestartet, über die entsprechende Systeme in den Staaten installiert werden sollen. In einer ersten Runde wurde 30 Staaten designiert, in denen die Initiative bereits 2023 umgesetzt werden soll.

„Die am stärksten verletzlichen Gesellschaften tragen unglücklicherweise die Hauptlast von wetter-, klima- und wasserbedingten Gefahren“, sagte WMO-Generalsekretär Petteri Taalas. „Der extrem starke Zyklon ‚Mocha‘ zeigt dies. Er verursachte weiträumige Zerstörung in Myanmar und Bangladesch und traf die Ärmsten der Armen. In der Vergangenheit hatten sowohl Myanmar als auch Bangladesch Todeszahlen in den Zehn- oder sogar Hunderttausenden zu beklagen. Dank der Frühwarnungen und des Katastrophenmanagements sind diese horrenden Sterberaten nun glücklicherweise Geschichte. Die Frühwarnung rettet Leben.“

2020 und 2021 starben insgesamt 22.608 Menschen bei klima- und wetterbedingten Katastrophen. Das zeigt einen weiteren Rückgang bei der Sterblichkeit durch solche Ereignisse gegenüber dem Schnitt der vorangegangenen Dekade. Die wirtschaftlichen Verluste stiegen hingegen, vor allem im Zusammenhang mit Stürmen.

Der Bericht zeigt auch, dass mehr als 60 Prozent der wirtschaftlichen Schäden durch Wetter- und Klimakatastrophen entwickelte Länder betreffen, dort aber meist weniger als 0,1 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP) ausmachen. Das gilt für mehr als 80 Prozent der Ereignisse. Es gab keine Katastrophen, deren Schäden mehr als 3,5 Prozent des jeweiligen BIP ausmachten.

Ganz anders in den am wenigsten entwickelten Staaten: Sieben Prozent der wetter- und klimabedingten Ereignisse verursachten Schäden, die mehr als fünf Prozent des jeweiligen BIP übertrafen. Auf kleinen Inselstaaten, die zu den Entwicklungsländern zählen, sorgten 20 Prozent der Katastrophen für Schäden in Höhe von mehr als fünf Prozent des jeweiligen BIP, wobei manche Schäden in Höhe von mehr als 100 Prozent des BIP nach sich zogen.

In Afrika wurden von 1970 bis 2021 1.839 Katastrophen registriert, die für 733.585 Tote und 43 Milliarden US-Dollar Schäden verantwortlich waren. 95 Prozent der Opfer gingen auf das Konto von Dürren. Der Zyklon „Idai“ im März 2019 war mit 2,1 Milliarden Dollar Schaden die kostspieligste Katastrophe auf dem Kontinent. 3.612 Ereignisse wurden in Asien in dem Zeitraum verzeichnet, mit knapp einer Million Toten – 47 Prozent der ums Leben Gekommenen weltweit – und 1,4 Billionen Dollar Schaden. Allein der Taifun „Nargis“ 2008 kostete 138.366 Menschen das Leben. Mehr als die Hälfte – genau 520.758 – aller Katastrophentoten Asiens starben in Bangladesch bei 281 Ereignissen.

943 Katastrophen, zum überwiegenden Teil Überschwemmungen, wurden in Südamerika registriert, 58.484 Tote und 115,2 Milliarden Dollar waren die Folge. In Nord- und Zentralamerika sowie in der Karibik starben 77.454 Menschen bei 2.107 Ereignissen. Zwei Billionen Dollar Schaden gab es dabei. Im Südwest-Pazifik gab es 66.951 Tote und 185,8 Milliarden Dollar Schaden bei 1.493 Katastrophen, meistens bei Tropenstürmen. In Europa wurden zwischen 1970 und 2021 bei 1.784 Katastrophen 166.492 Todesopfer und 562 Milliarden Dollar wirtschaftlicher Schaden verzeichnet.

APA

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