Tiwag deutet Tarifsenkung an, Showdown im Landtag

31. Mai 2023

Nach Mattles Forderung reagiert Tiwag-Chef Entstrasser gelassen und spricht von Anpassung im Oktober. Heute Energie-Debatte im Beteiligungsausschuss.

Innsbruck – Die Politik und der Landesenergieversorger Tiwag reiben sich derzeit wegen ihrer unterschiedlichen Rollen: Die Landesregierung, sprich Landeshauptmann und Eigentümervertreter Anton Mattle (VP), muss schauen, dass der aktuelle Strompreis von 18,9 Cent netto je Kilowattstunde inklusive „Wechselbonus“ von zwei Cent weiter gesenkt wird. Mattle fordert eine Reduktion ab Oktober von 15 Prozent. Die Tiwag kalkuliert auf Basis ihrer Beschaffung, zum anderen weiß Vorstandschef Erich Entstrasser, dass die Tiwag als Landesunternehmen eine besondere Verantwortung hat.

Darüber und über die auch von Mattle gerügte mangelhafte Kommunikationsstrategie der Tiwag dürfte heute im Beteiligungsausschuss des Landtags intensiv geredet werden. Entstrasser und die beiden Tigas-Vorstände Martin Grubhofer und Georg Tollinger werden die Abgeordneten über die Marktsituation informieren. Wohl auch deshalb ging der Landeshauptmann am Dienstag in die Offensive. Der politische Druck für eine Strompreissenkung im Herbst ist sehr groß geworden. Auch innerhalb der ÖVP.

Entstrasser reagierte gestern gelassen, gleichzeitig nahm er Mattles Ball auf. Die Kritik an der Kommunikation der neuen Lieferbedingungen und Lieferverträge bezeichnet er als berechtigt, obwohl es im Hinblick auf die notwendige Rechtssicherheit nur einen geringen Spielraum gegeben habe. Aber: „Mit den neuen Lieferbedingungen und Lieferverträgen hat die Tiwag bereits die Vorkehrungen eingeleitet, um eine allfällige Entspannung auf den Energiemärkten in den neuen Stromtarifen weitergeben zu können. Als Landesenergieversorger wollen wir hier unseren Beitrag leisten, um die Menschen wieder rasch zu entlasten.“

Nach den Sommermonaten kündigt der Tiwag-Chef eine Neukalkulation der Preise an. „Damit kann es noch im Herbst eine Anpassung geben. Dahingehend hat Tiwag in Abstimmung mit Eigentümervertreter Mattle auch die Beschaffungsstrategie neu ausgerichtet und mit den Vorbereitungen für eine Preisanpassung begonnen.“
Für FPÖ-Chef Markus Abwerzger ist die angekündigte Strompreissenkung kein Ver-
Nach den Sommermonaten ist eine Neukalkulation der Preise geplant. Für eine Anpassung im Herbst.“
Erich Entstrasser (Tiwag-Vorstandschef)

dienst Mattles. Von Tiwag und Tigas erwartet er sich endlich Transparenz. „Sie müssen die Lage am Strom-und Gasmarkt der Bevölkerung in verständlicher Sprache erläutern.“

AK-Präsident Erwin Zangerl erinnert die Tiwag einmal mehr an ihren öffentlichen Auftrag, „die TirolerInnen mit preiswerter Energie zu versorgen und nicht ihre Gewinne zu maximieren“. Für den Obmann der Tiroler ÖVP-Arbeitnehmer muss die Tiwag, die derzeit leider alles andere als ein gutes Image in der Bevölkerung habe, alles daransetzen, dauerhaft und dynamisch einen der günstigsten Strompreise aller Bundesländer in Österreich anzubieten.
Der grüne Klubchef Gebi Mair fordert, dass die Verbund-Dividende an die Tiwag in Höhe von 78 Millionen Euro ohne Verzug an das Land Tirol weitergereicht wird. NEOS-Klubobmann Dominik Oberhofer will die Weitergabe der geforderten Preissenkung an alle KonsumentInnen im Herbst sichergestellt wissen. Von allen kommunalen Versorgern, die selbst Kunden der Tiwag seien.

Tiroler Tageszeitung