Klimarelevante Jobs gegen Arbeitslosigkeit

6. Juli 2023, Wien
Arbeitskräfte fehlen etwa im Bereich der Photovoltaiktechnik - Zillingtal, APA/THEMENBILD

Der Umbau der Wirtschaft hin zu mehr Nachhaltigkeit und Klimaschutz verändert bestehende Berufsbilder, lässt neue entstehen und bietet Chancen für Arbeitslose. Denn für die Bewältigung der Klimakrise werden nicht nur hochqualifizierte Arbeitskräfte benötigt, sondern auch solche mit niedriger und mittlerer formaler Qualifikation. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie von Wifo und abif im Auftrag des Arbeitsmarktservices (AMS).

„Das Abwenden von einer linearen Wirtschaft, in der Rohstoffe verbraucht, Produkte genutzt und dann weggeworfen werden, hin zu einer, in der die Materialien möglichst lange im Kreislauf gehalten werden, kann Beschäftigungschancen für erwerbsferne Personen bringen“, sagte Andrea Egger, Sozialforscherin bei abif, bei der Studienpräsentation am Donnerstag. So eröffne die Kreislaufwirtschaft viele Beschäftigungsmöglichkeiten, etwa beim Recycling und beim Abfallmanagement. Auch im Bereich der Grünraumpflege in den Städten würden sich neue Jobs für Menschen mit Vermittlungshemmnissen ergeben. „Das Potenzial dieser vulnerablen Gruppen am Arbeitsmarkt sollten bei der Planung von kreislaufwirtschaftlichen Prozessen mitgedacht werden“, so die Sozialforscherin.

„Aus unserer Sicht noch zu wenig gedacht ist der Zusammenhang zwischen Klimaschutz und Arbeitsmarktpolitik“, sagte AMS-Vorstand Johannes Kopf. „Die Mehrheit unserer Jobs sind noch nicht klimaneutral. Da braucht es Qualifizierung, da braucht es neue Antworten in der Ausbildung der Beschäftigten und in der Frage, wie wir mit klimaschädlichen Berufen umgehen. Für all das braucht es vorausschauende Arbeitsmarktpolitik und mehr Geld“, so Kopf in Richtung Politik.

„Es gibt bereits einen großen Bedarf an Arbeits- und Fachkräften in klimarelevanten Berufen und er wird weiter steigen“, sagte die neue AMS-Vorständin Petra Draxl. Im Jahr 2022 wurden rund 8.000 Personen durch Maßnahmen des AMS für klimarelevante Jobs qualifiziert. Das AMS will sich künftig noch stärker auf Qualifizierungsmaßnahmen im Nachhaltigkeitsbereich fokussieren. Neben den klassischen Schulungsmaßnahmen gibt es seit dem vergangenen Jahr auch die Umweltstiftung. Für die Umweltstiftung stehen von der öffentlichen Hand zehn Millionen Euro für drei Jahre zur Verfügung. Das Geld finanziert Kosten für Qualifizierung, Weiterbildung und Coaching und reduziert damit die Ausbildungskosten für Betriebe.

Zuletzt arbeiteten in Österreich laut Statistik Austria knapp 200.000 Menschen in Green Jobs. Expertenschätzungen zufolge werden bis 2030 bis zu 100.000 weitere Umweltfachkräfte benötigt, unter anderem für den Heizungstausch, die Gebäudesanierung oder den Erneuerbaren-Ausbau. Dies spiegelt sich auch in den Zahlen des AMS wider. Wurden dem AMS im Jahresdurchschnitt 2013 noch 3.360 offene Stellen in klimarelevanten Berufen gemeldet, waren es 2022 bereits über 14.000. Der Anteil der Klimaberufe an allen offenen Stellen beim AMS lag bei 12,5 Prozent. Besonders groß ist der Arbeitskräftemangel laut Arbeitsministerium in den Bereichen Photovoltaiktechnik und Elektrotechnik.

APA

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