CO2-Ausstoß von Fahrzeugen nimmt nach Pandemie weiter ab

11. Juli 2023, Bern
Seit 2019 sanken die Emissionen aus Treibstoffen um über 8 Prozent - Leipzig, APA/dpa-Zentralbild

Die CO2-Emissionen von Benzin- und Dieselfahrzeugen sind im vergangenen Jahr in der Schweiz gegenüber 2021 um 1,1 Prozent gesunken. Im Vergleich zum Niveau vor der Pandemie liegt der Ausstoß laut dem Bundesamt für Umwelt (Bafu) deutlich tiefer.

Gegenüber 2019 sanken die Emissionen aus Treibstoffen um über 8 Prozent, wie das Bafu am Dienstag schrieb. Gegenüber dem Ausgangsjahr 1990 seien die Treibstoffemissionen gesamthaft um 5,5 Prozent tiefer.

Gründe für die Abnahme sind laut dem Bund die Veränderung des Mobilitätsverhaltens – mehr Homeoffice und weniger Geschäftsreisen – und der wachsende Anteil der Elektromobilität im Straßenverkehr. Der Anteil biogener Treibstoffe am gesamten Treibstoffverbrauch stieg leicht an und lag 2022 bei 3,4 Prozent.

Die Emissionen aus Brennstoffen, vorwiegend Öl und Gas, sanken 2022 gemäß der neusten CO2-Statistik witterungsbereinigt weiter – um 4,9 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Gegenüber 1990 lagen diese Emissionen um 36 Prozent tiefer. Hauptursachen sind laut dem Bafu die bessere Energieeffizienz von Gebäuden und der zunehmende Einsatz erneuerbarer Energien beim Heizen.

Auch die verstärkten Anstrengungen der Kantone trügen wesentlich zur Verminderung der Emissionen bei. Die Energie-Sparkampagne des Bundes und die hohen Energiepreise dürften tendenziell ebenfalls zu einem Rückgang der Emissionen geführt haben. Gebäude sind für rund drei Viertel des CO2-Ausstosses aus Brennstoffen verantwortlich.

Damit die Schweiz die Ziele des Pariser Klimaabkommens erreicht, müssen noch weitere Fortschritte erzielt werden. Das Ziel „Netto Null“ muss gemäß dem vom Volk im Juni angenommenen Klimaschutzgesetz 2050 erreicht sein.

Ein Zwischenziel ist, dass bis 2040 die Emissionen gegenüber 1990 um 75 Prozent sinken müssen – wenn möglich durch weniger Treibhausgase im Inland. Verbleibende Emissionen sollen in Form negativer Emissionen der Atmosphäre entzogen werden.

Zwischenziele gibt es auch für Hausbesitzer, Verkehr und Industrie. Die Emissionen von Gebäuden müssen bis 2040 gegenüber 1990 um 82 Prozent sinken. Die Industrie wiederum muss bis 2040 eine Senkung um 50 Prozent hinbekommen und der Verkehr eine solche um 57 Prozent.

Laut der Umweltschutzorganisation WWF zeigt die neue CO2-Statistik denn auch „wenig Erfreuliches“, wie sie schreibt. Nach 32 Jahren sei erst knapp die Hälfte der notwendigen CO2-Reduktion erzielt worden. „Würde man die Zunahme im Luftverkehr in der Statistik nicht ausklammern, sähe die Bilanz noch düsterer aus“, so der WWF.

Sparappelle allein genügten in der Klimapolitik nicht, lässt sich WWF-Klimaschutzexperte Patrick Hofstetter zitieren. Die politischen Rahmenbedingungen müssten grundlegend ändern. Die Revision des CO2-Gesetzes, die derzeit im Parlament beraten wird, biete den Rahmen, um den richtigen Kurs zu setzen.

Auch die Schweizerische Energie-Stiftung (SES) plädiert für eine griffige Revision des CO2-Gesetzes, wie sie im Kurznachrichtendienst Twitter schrieb.

Zur Reduktion der CO2-Emissionen wird in der Schweiz eine CO2-Abgabe auf Brennstoffen erhoben. Der Abgabesatz wird automatisch erhöht, falls die CO2-Emissionen aus Brennstoffen gesetzlich vorgeschriebene Schwellenwerte überschreiten. Zurzeit sieht die Gesetzgebung keine weitere Erhöhung der CO2-Abgabe vor. Auf Treibstoffen wird keine CO2-Abgabe erhoben, jedoch müssen die Treibstoffimporteure die verursachten CO2-Emissionen teilweise kompensieren.

APA/sda