OMV meldet größten Gasfund seit vier Jahrzehnten

3. August 2023, Wien

Weniger gute Zahlen als im Rekordjahr 2022

Wenn es um Österreichs Erdgasversorgung geht, dann ist meistens die hohe Abhängigkeit von Russland im Gespräch. Doch es gibt auch eigene Vorkommen. Zu rund elf Prozent kann sich Österreich selbst mit Erdgas versorgen. Nun könnte diese Rate deutlich wachsen.

Denn die teilstaatliche OMV hat bei einer Explorationsbohrung im niederösterreichischen Wittau nicht weit von der Wiener Stadtgrenze ein neues Gasfeld gefunden, wie der Öl- und Gaskonzern und größte Industriebetrieb im Land am Freitag bekanntgab. Es handelt sich laut OMV um den größten Gasfund seit 40 Jahren. Die OMV erwartet, dass sich ihre Gasproduktion in Österreich nach der vollständigen Erschließung des Fundes gleich um 50 Prozent erhöht.
„Dieser neue Fund ist ein wichtiger Beitrag zur Gasversorgung unserer Kundinnen und Kunden, insbesondere in Österreich, mit einer erwarteten Erhöhung unserer lokalen Produktion“, sagte Vorstandsvorsitzender Alfred Stern. Eine vorläufige Bewertung deute auf potenziell förderbare Ressourcen von rund 48 Terawattstunden (28 Millionen Fass Öläquivalent) hin. Erschlossen werden soll das Feld durch eine Pipeline-Anbindung an die OMV-Gasanlage in Aderklaa, die nur zehn Kilometer entfernt liegt.

Nicht ganz so gute Nachrichten – aber bei weitem keine schlechten – geben die neuesten Geschäftszahlen des Konzerns her. Die OMV hat heuer im ersten Halbjahr deutlich weniger als zuletzt verdient, wie der Konzern am Freitag bekanntgab.

Der Konzernumsatz sank um 35 Prozent auf 19,9 Milliarden Euro, das CCS-Operative-Ergebnis vor Sondereffekten verringerte sich um 41 Prozent auf 3,3 Milliarden Euro. Der Nettogewinn fiel um 69 Prozent auf rund 770 Millionen Euro.
„Das erste Halbjahr war ereignisreich“, sagte Stern und verwies auf sinkende Rohstoff- und Energiepreise und kleinere Gewinnmargen, und auch das Konsumwachstum sei eingeschränkt. „Das hat unser Geschäft im ersten Halbjahr natürlich maßgeblich beeinflusst.“ Das Ergebnis sei dennoch ein sehr gutes, wenn auch nicht mehr auf dem Rekordniveau des Vorjahres.

Der neue Gasfund in Wittau fügt sich in die vielleicht größte Baustelle, die die OMV beschäftigt: die Diversifizierung der Gasversorgung, um von russischen Importen unabhängiger zu werden. Diesbezüglich hat die OMV etwa einen langfristigen Liefervertrag für Flüssigerdgas (LNG) mit BP unterzeichnet. Der Vertrag läuft ab 2026 für zehn Jahre und sieht die Lieferung von bis zu einer Million Tonnen LNG pro Jahr vor. Über den LNG-Terminal in Rotterdam (Niederlande) soll das Flüssigerdgas nach Europa gelangen und dann über Pipelines nach Österreich kommen. Der Vertrag sei „ein weiterer Baustein“ in der Diversifizierung der OMV, so Stern.

Ein zweiter findet sich vor der Küste Rumäniens. Für das lange verzögerte Erdgasförderprojekt Neptun Deep im Schwarzen Meer hat die OMV im Juni endgültig grünes Licht gegeben.
11 % Zu diesem Anteil kann sich Österreich mit im Inland gefördertem Erdgas versorgen.

Der Standard

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