ÖBAG-Vorständin Hlawati sieht OMV gut aufgestellt

9. August 2023, Wien
ÖBAG-Vorständin Edith Hlawati
 - Wien, APA/ROLAND SCHLAGER

Edith Hlawati, Alleinvorständin der Staatsholding ÖBAG, sieht keine politischen Interventionen sowie keinen Änderungsbedarf in der Eigentümerstruktur der OMV und vermutet ein Ende der Diskussion über die Verstaatlichung des Gasgeschäftes des Energiekonzerns. Einen Eingriff in die Strompreisbildung findet sie sinnvoll, aber nicht auf nationalstaatlicher Ebene, sagte sie zum „trend“.

„Wir haben 13 Vorstands- und 41 Aufsichtsratspositionen neu besetzt, davon neun bzw. 20 mit neuen Personen. Ohne Aufregungen“, so Hlawati. Dabei habe es „keinerlei Interventionen“ gegeben. Die ÖBAG sei jedenfalls „kein Lobbyingverein“. „Wir sind nicht dazu da, Industriepolitik zu machen“, sagte Hlawati.

Zu den Diskussionen um den teilstaatlichen Öl-, Gas- und Chemiekonzern OMV meinte die Juristin: „Wir brauchen keine Eingriffe in die Eigentümerstruktur der OMV, wie das beim sogenannten Norweger-Konsortium der Fall gewesen wäre. Stellen Sie sich vor, wir hätten die Mehrheit der OMV-Explorationssparte verkauft – nur für die Zusage, Gas zu Marktpreisen kaufen zu können.“

Zur Diskussion über die Verstaatlichung des Gasgeschäftes der OMV meinte sie, dass dies wohl abgeblasen sei. Den Kauf der OMV-Gashandelsgesellschaft OGMT durch den Staat, „hat der Finanzminister abgelehnt, weil das auch die Gazprom-Verträge und damit die Übernahme eines Risikos bis 2040 beinhaltet hätte.“

Dass die OMV in keinem ruhigen medialen Fahrwasser fährt, erstaune sie. „Auch unsere anderen Beteiligungen haben kein leichtes Leben. Aber nur die OMV ist ständig in den Medien“, so Hlawati. Viele Interessierte hätten divergierende Meinungen zur Transformation, die im Gange sei. „Das wird man, fürchte ich, nicht so rasch zur Ruhe bringen“, erklärte die Juristin.

Zu einer möglichen Fusion der OMV- und Adnoc-Chemiesparten Borealis und Borouge in einer gemeinsam kontrollierten Plattform meinte Hlawati: „Die Adnoc überlegt mit der OMV, wie sie das Wachstum in der Sparte Chemicals & Materials am besten vorantreiben kann. Es könnte sein, dass im Zuge dessen die Borealis Teil eines größeren Konstrukts wird und die OMV dabei von ihrem 75-Prozent-Anteil etwas abgeben muss.“

Angesprochen auf Überlegungen zu einem staatlichen Eingriff in die Strompreisbildung meinte Hlawati, dass aus ihrer Erfahrung selbst die Mehrheit der Unternehmer mittlerweile dafür wäre. „Wir sind Teil der EU und damit eines seit den 2000er-Jahren liberalisierten Strommarktes. Aber nur nationalstaatlich etwas zu machen, wäre keine Option. À la longue sind Eingriffe problematisch, wie die Benzinpreisbremse in Ungarn gezeigt hat: Die führte zu Mehrverbrauch und in der Folge zu einer Benzinknappheit.“

Bei möglichen neuen Beteiligungen gab sich die ÖBAG-Vorständin im Interview vorsichtig: „Ich habe das ursprüngliche Profil deutlich verengt. Start-ups oder kleine, noch mit viel Risiko behaftete Unternehmen machen wir grundsätzlich nicht. Und auch keine Sanierungsfälle. Wir schauen nur Firmen an, die ein funktionierendes Geschäftsmodell haben.“

APA