Gasanbieterwechsel auf Rekordhoch

10. August 2023

Die Ersparnis bei einem Lieferantenwechsel kann derzeit vor allem im Osten Österreichs sowohl bei Gas als auch bei Strom hoch sein. Am häufigsten wurde in Niederösterreich gewechselt

Der österreichische Energiemarkt kommt wieder in Bewegung. Die Wechselbereitschaft der Haushalte nahm von April bis Juni kräftig zu und hat Rekordwerte erreicht. Das liegt auch daran, dass wieder hohe Ersparnisse bei Strom und Gas möglich sind. „Es gibt einfach wieder gute Angebote, die einen Lieferantenwechsel sehr attraktiv machen“, wird E-Control-Vorstand Wolfgang Urbanitsch in einer Aussendung der Regulierungsbehörde vom Montag zitiert.
Im zweiten Quartal wechselten so viele private Gaskunden wie noch nie ihren Anbieter. Insgesamt waren es 31.514. Auch beim Strom stieg die Wechselbereitschaft kräftig. Mehr als 83.000 Haushalte wechselten den Versorger. Insgesamt gingen im ersten Halbjahr 182.167 Strom- und Gaskunden (Haushalte und Unternehmen) zu einem anderen Anbieter.


Kundenexodus bei EVN
Sowohl bei Gas- als auch bei Strom gab es die meisten Anbieterwechsel in Niederösterreich. Grund dafür dürfte sein, dass der Landesversorger EVN einen Tarif, der sich wegen einer Indexbindung fast doppelt so teuer geworden wäre, auslaufen ließ. Zwar wurde den Kunden ein neues Angebot gemacht, viele dürften aber dennoch abgesprungen sein.
Die Großhandelspreise stiegen im vergangenen Jahr enorm. Seit Jahresbeginn gehen sie aber wieder stark zurück. Das schlägt sich vor allem in der Preisgestaltung der alternativen Anbieter nieder.


In Niederösterreich kann ein Wechsel zum Bestbieter laut dem Preismonitor der E-Control bei Gas derzeit mit Wechselrabatt fast 1.210 Euro jährlich bringen. Bei Strom sind es 572 Euro, so viel wie in keinem anderen Bundesland. In Wien können sich Kunden bei einem Wechsel des Gasanbieters derzeit pro Jahr bis zu 1.486 Euro und bei Strom bis zu knapp 390 Euro ersparen. Ausgangspunkt für die Berechnungen der E-Control sind österreichische Durchschnittshaushalte mit einem Jahresverbrauch von 3.500 kWh Strom bzw. 15.000 kWh Gas.


„Die Großhandelspreise sinken seit Jahresanfang, es zeigt sich eine Stabilisierung auf niedrigem Niveau“, sagt Leo Lehr von der E-Control. Der Druck für Haushaltskunden lasse nach. Die Preise seien jetzt auf einem Level, das durch die Großhandelspreise gerechtfertigt sei, so der Energiemarktexperte. Wie die Zahlen zeigen, sei jetzt ein guter Zeitpunkt für einen Wechsel: „Diejenigen, die aus ihren Vertragsbindungen raus können, haben gute Möglichkeiten das Einsparungspotenzial zu realisieren.“

Nächste Welle im Herbst
Lehr rechnet damit, dass das Einsparungspotenzial bis in den Winter auf dem Niveau bleiben wird. Er geht auch von Preissenkungen bei den lokalen Anbietern aus. „Die Schere wird zugehen.“ Den nächsten großen Anstieg bei den Wechselzahlen könnte es im Herbst geben. Dann laufen bei vielen Haushalten Vertragsbindungen bei großen Anbietern aus, zu denen sie sich nach kräftigen Tarifanhebungen im vergangenen Herbst verpflichten mussten, um Rabatte zu erhalten.


Weil viele Kunden sich mittlerweile mit Solarmodulen zumindest teilweise selbst versorgen, gingen bei der E-Control zuletzt auch vermehrt Anfragen dazu ein, wie man den Lieferanten wechseln kann, wenn man überschüssigen Strom ins Netz einspeist und dafür vom Lieferanten eine Vergütung erhält. Dabei hat sich die Praxis etabliert, dass Versorger den überschüssigen Strom nur dann abnehmen, wenn sie den Haushalt auch beliefern. Laut E-Control-Vorstand Alfons Haberl ist dagegen auch nichts einzuwenden. Genauso wie die Kunden könnten auch Lieferanten selbst bestimmen, von wem sie ihren Strom kaufen. Haberl verwies aber darauf, dass überschüssiger Strom auch an die österreichische Abwicklungsstelle für Erneuerbaren Strom OeMAG abgegeben werden könne. Der Strom- und Gasverbrauch ging laut E-Control von Jänner bis Juni weiter zurück. Bei Strom betrug der Rückgang gegenüber dem ersten Halbjahr 2022 sieben Prozent, bei Gas 14,5 Prozent.

Kurier

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