Windanlagenbauer verdienen trotz Energiewende kein Geld

10. August 2023

Gamesa verursacht bei der Muttergesellschaft Siemens Energy Milliardenverluste – auch die Konkurrenz kämpft mit der Marktlage

Anhaltende Probleme mit steigenden Kosten, Zulieferern und mit der Technik: Beim spanischen Windkraftanlagenbauer Gamesa läuft es derzeit alles andere als rund. Im aktuellen Geschäftsjahr dürfte das Unternehmen seine Muttergesellschaft Siemens Energy tief in die roten Zahlen drücken. Am Ende der Periode könnte ein Verlust von satten 4,5 Milliarden Euro zu Buche stehen, wie der Konzern am Montag mitteilte. Vorstand Christian Bruch will die Strategie im Windgeschäft nun insgesamt auf den Prüfstand stellen.


Zwar ist die Situation bei Gamesa speziell, allein ist das Unternehmen mit seinen wirtschaftlichen Problemen aber keineswegs. Neben Gamesa schrieben voriges Jahr auch das dänische Unternehmen Vestas, der Hamburger Windanlagenbauer Nordex und die Windanlagen-Tochter von General Electric Verluste von insgesamt fünf Milliarden Euro. Auch dieses Jahr werden die vier Unternehmen, die knapp 90 Prozent des Marktes außerhalb Chinas beliefern, kaum Gewinne machen.


Hohe Kosten und Engpässe
Die Gründe für das Schwächeln der Branche sind vielseitig – und eigentlich sollte die Branche ja florieren: Sowohl die USA als auch Europa und China erklären, den Ausbau erneuerbarer Energiequellen ankurbeln zu wollen. Während die Betreiber der Windkraft von hohen Strompreisen profitieren, kommen die Anlagenbauer allerdings nur schwer in die Gänge.


Gamesa kämpfte zuletzt vor allem mit Qualitätsmängeln. Abgesehen davon führt das Unternehmen die Verluste aber auf Gründe zurück, die die Konkurrenz genauso betreffen: Mit Kundinnen und Kunden wurden meist feste Preise vereinbart; jetzt laufen die Kosten für Stahl und Energie jedoch davon. Die Branche kämpft zudem nach wie vor mit Lieferengpässen, die die Produktion ins Stocken bringen.


Langsame Bewilligungen
Verschärft werden diese Probleme durch langwierige Genehmigungsverfahren: Zwischen der Unterzeichnung eines Kaufvertrags und der Errichtung einer Anlage vergehen oft Jahre. Zwar will die EU die Verfahren beschleunigen, Investorinnen und Investoren fehlen jedoch nach wie vor genaue Zeitpläne.
„Die Hersteller haben damit zu kämpfen, dass Europa einen enormen Ausbau der Windkraft proklamiert, wir uns aber seit zehn Jahren in einer Seitwärtsbewegung befinden und der Markt relativ gleich bleibt“, sagt Stefan Moidl, Geschäftsführer bei der IG Windkraft, einer Branchenvertretung. „Das bringt die Hersteller unter Druck.“
Dazu kommt die wachsende Konkurrenz durch chinesische Produzenten – auch bei den Zulieferbetrieben. „In der deutschen Windindustrie sind in den letzten Jahren 60.000 Arbeitsplätze weggefallen, weil die Produktion an außereuropäische Standorte verlegt wurde“, sagt Moidl. „Das ist ähnlich wie bei der Solarindustrie, wo das schon vor zehn oder fünfzehn Jahren passiert ist.“ Wichtig sei jedenfalls, dass der Ausbau in die Gänge komme. Davon würden auch die europäischen Anlagenbauer profitieren.

Der Standard