Neuer Anlauf: UNO will Entwicklungsziele doch noch erreichen

18. September 2023, New York

Im Jahr 2015 haben sich die UNO-Mitgliedstaaten 17 Entwicklungsziele bis 2030 gesetzt. Dazu gehören die Beseitigung von extremer Armut und Hunger, der Zugang zu Trinkwasser, die Gleichstellung der Geschlechter und eine Gesundheitsversorgung für alle. Doch in ihrer Halbzeitbilanz zogen die Vereinten Nationen ein ernüchterndes Fazit: Bei mehr als 50 Prozent der Zielvorgaben gibt es nur geringe Fortschritte, bei 30 Prozent gibt es keinerlei Besserung oder sogar Rückschritte.

Von der Ausrottung der extremen Armut – laut der Definition der Weltbank liegt die Grenze bei 2,15 Dollar (2,01 Euro) pro Tag – ist die Menschheit weit entfernt. Setzt sich der Trend fort, werden in sieben Jahren noch immer 575 Millionen Menschen unter solch elenden Bedingungen leben, die meisten von ihnen im Afrika südlich der Sahara. Was den Hunger betrifft, ist die Welt wieder auf das Niveau von 2005 zurückgefallen.

1,1 Milliarden Menschen wohnen derzeit in Slums, mehr als zwei Milliarden Menschen haben keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser. 38 von 1.000 Kindern sterben vor ihrem fünften Geburtstag, und die Auswirkungen des Klimawandels werden immer verheerender. Beim heute beginnenden UNO-Nachhaltigkeitsgipfel in New York wollen Staats- und Regierungschefs aus aller Welt nun einen neuen Anlauf unternehmen, die selbst gesteckten Ziele für bessere Lebensbedingungen doch noch zu erreichen.

„Wenn man im 21. Jahrhundert wirtschaftlich erfolgreich sein will, darf man dies nicht länger auf Kosten der Natur oder auf Kosten der Menschen tun, die zurückbleiben“, sagte der Leiter des UNO-Entwicklungsprogramms (UNDP), Achim Steiner. Um die Entwicklungsziele zu erreichen, sollen sich die UN-Mitgliedstaaten daher dazu verpflichten, ihre Anstrengungen zur Umsetzung der Agenda 2030 umgehend und deutlich zu verstärken.

Verschiedene Krisen, von der Corona-Pandemie bis zum russischen Krieg gegen die Ukraine, haben die Situation vieler Staaten verschlechtert und ihre Schuldenlast erhöht. „Die Länder sind nicht in der Lage, die angestrebte Entwicklung voranzutreiben, sondern können sich nur für eine Erholung entscheiden, bei der sie das Wachstum nutzen, das sie bekommen können“, sagt Steiner. Dies sei jedoch ein riskanter Weg. „Dieses Wachstum führt uns zurück in die Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen und zu größeren Ungleichheiten“, warnt Steiner.

Deshalb ist in dem Entwurf der Erklärung des Nachhaltigkeitsgipfels auch von einer Reform der internationalen Finanzinstitutionen die Rede, über die die UNO jedoch keine Kontrolle hat. UNO-Generalsekretär António Guterres rief außerdem dazu auf, bis 2030 zusätzlich 500 Milliarden Dollar pro Jahr zu investieren, um die Ziele zu erreichen. Der jüngste G20-Gipfel unterstützte diesen Plan.

Aus der Armut herauszukommen, Zugang zu Bildung, Trinkwasser, Gesundheitsversorgung oder sauberer Energie zu haben und in Frieden zu leben – all diese Entwicklungsziele bedingen sich weitgehend gegenseitig. Der Klimawandel und dadurch verursachte extreme Wetterereignisse torpedieren die meisten Ziele, da sie Ernten, Infrastruktur und Existenzgrundlagen zerstören.

Deshalb müsse der Wandel umfassend sein, fordert Steiner. „Wenn man beim Zugang zur Stromversorgung ansetzt und das mit dem Ziel der Dekarbonisierung verknüpft, kann man damit gleichzeitig Armut und den Klimawandel bekämpfen“, erläutert Steiner ein Beispiel.

Steiner hat mit 95 Ländern an einem Wachstumsmodell gearbeitet, das andere Prioritäten setzt. So sollen beispielsweise menschenwürdige Arbeitsplätze entstehen und in nachhaltige Städte investiert werden, die erschwinglichen Wohnraum bieten und die Grundbedürfnisse der Bewohner erfüllen.

APA/ag

Ähnliche Artikel weiterlesen

UNO wollen Wettlauf um kritische Rohstoffe verhindern

12. September 2024, New York
UNO-Generalsekretär Guterres berief Team aus Fachleuten ein
 - Dili, APA/AFP

Moskau kritisiert Gas-Durchleitungsstopp der Ukraine ab 2025

28. August 2024, Moskau/Kiew (Kyjiw)/Wien
Kreml-Sprecher: Verbraucher in EU werden "viel mehr bezahlen müssen"
 - Stuttgart, APA/AFP

Aserbaidschan fordert Kompromisse bei Klimafinanzierung ein

17. Juli 2024, Paris
Gastgeberland sieht mangelnde Fortschritte bei Verhandlungen
 - Baku, APA/AFP

Putin will Energie-Zusammenarbeit mit China vertiefen

17. Mai 2024, Harbin
Putin sucht Anschluss bei China
 - Beijing, APA/AFP/POOL