Das steckt hinter Ihrem neuen Fernwärmepreis

19. September 2023

Ab 1. Oktober senken Energie Graz und Energie Steiermark die Tarife. Wie viel sich Haushalte ersparen sollen.

1 Fernwärme wird ab dem 1. Oktober billiger, die Energie Graz und die „Mutter“ Energie Steiermark senken die Tarife. In welcher Größenordnung?

„In Summe ersparen sich die Fernwärmebezieher in Graz etwa 10 Millionen Euro pro Jahr“, betont Energie- Graz-Geschäftsführer Boris Papousek. Runtergebrochen auf einzelne Haushalte bedeute dies, dass man sich in einer Durchschnittswohnung (Verbrauch von rund 7500 Kilowattstunden) pro Jahr etwa 100 Euro erspart und bei einem „mittleren Einfamilienhaus“ 300 Euro. „Wir lösen damit unser Versprechen ein, sinkende Energiepreise zeitnah weiterzugeben“, so der zweite Energie-Graz-Chef Werner Ressi.

2 Wie viele Haushalte profitieren davon?

In Graz sind es 90.000 Haushalte, im Umland senkt die Energie Steiermark zudem bei rund 13.000 Kunden die Tarife.

3 Müssen die Kunden dies beantragen?

Nein. Die Anpassung selbst wie auch die Information darüber erfolgen automatisch.

4 Ab Oktober erspart sich damit ein Haushalt rund 100 Euro im Jahr. Mit April 2022 jedoch betrug die Tariferhöhung 20 Euro – im Monat. Wie passt das zusammen?

Zum einen heißt es seitens der Energie Graz, dass „notwendige Preisanpassungen“ im Vorjahr „sehr zeitverzögert“ erfolgten – zum anderen, dass man Erdgas für einen warmen Winter 2023/24 „schon frühzeitig eingekauft“ habe. Übersetzt heißt das: Man habe steigende (Einkaufs-)Preise in der Energiekrise ohnehin spät an Kunden weitergegeben. Und: Um Szenarien mit kalten, dunklen Räumen für Steirer zu verhindern, wurde „auf Bitten“ der Politik schon im Vorjahr groß eingekauft – zu damaligen Höchstpreisen. Betriebswirtschaftlich könne man daher jetzt nicht die Wärmeversorgung „quasi verschenken“.

5 Wie schlug sich das herausfordernde Jahr 2022 in den Bilanzen nieder? Im Jahr davor blieb ja ein dickes Minus übrig.

Auch 2022 war ein durchwachsenes Jahr. Wie berichtet, sind die Umsatzerlöse bei der Energie Graz förmlich explodiert und auf 275 Millionen Euro gestiegen (im Jahr davor waren es 220 Millionen) – die Gewinne hingegen sanken von 5,43 auf 5,29 Millionen Euro (vor Abzug der Steuern). Hier wirkt sich aus, dass die Energie Graz kaum eigenen Strom erzeugt, also vorwiegend einkaufen muss. Auch bei der „Mutter“ Energie Steiermark ist 2022 das sogenannte EBIT, also das Ergebnis vor Steuern und Zinsen, im Vergleich zu den Vorjahren um ein Drittel eingebrochen.

6 Wie schätzt man nun aus heutiger Sicht die Versorgungssicherheit für den Winter 2023/24 ein?

Im Hinblick auf die „Fernwärmeaufbringung“ sei man breit aufgestellt: Diese erfolge großteils über „Kraft-Wärme-Kopplungs-Anlagen“, Gaskesseln und industrieller Abwärme, zudem steige der Anteil erneuerbarer Energien. Auch die Gasspeicher seien gut gefüllt. „Daher gehen wir von keinen Engpässen aus. Ein sparsamer Umgang ist aber weiter von großer Bedeutung“, heißt es bei der Energie Graz.

7 Die Grünen kritisierten zuletzt harsch die Energie Steiermark wegen Vertragsänderungen. Wie reagiert das Unternehmen?

Laut Grünen wurden Kunden über eine „Wertanpassung“ mit Juli 2024 informiert – samt Hinweis, dass man ohne Zustimmung zur Änderung des Vertrages diesen einseitig kündige. Lara Köck (Grüne) ortet eine skandalöse „Drohung“. Dies weist Urs Harnik-Lauris entschieden zurück: Vielmehr komme man dem „Wunsch von Konsumentenschützern nach Transparenz nach“, so der Energie-Steiermark-Sprecher.

Kleine Zeitung

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