Erneuerbare sind beim Heizen auf dem Vormarsch

19. September 2023

Die gestiegenen Energiekosten haben bei vielen Leuten ein Umdenken ausgelöst, wie sie ihre eigenen vier Wände während der kalten Jahreszeiten warm halten möchten. Neben den Kosten stehen auch Klimaschutz und Nachhaltigkeit im Fokus vieler Menschen. In vielen Fällen lässt sich die Effizienz der Heizung aber auch durch Wartung oder durch eine Teil-sanierung steigern.

Die Heizsaison steht wieder an und gleich welches Heizsystem man nutzt, nach der Sommerpause ist dazu geraten, die Heizung zu überprüfen, um das Maximum aus der bestehenden Anlage zu holen.

Entlüften, warten, reinigen

„Zunächst sollten die Heizkörper entlüftet und der Betriebsdruck der Anlage kontrolliert werden“, so Manfred Denk, Bundesinnungsmeister der Sanitär-, Heizungs- und Lüftungstechniker. Das können die Betreiber von Heizungen in der Regel selbst machen. Denk rät aber auch dazu, die Heizungsgeräte professionell warten zu lassen, unabhängig von der Energieform. Im Zuge der Wartung werden auch die Heizflächen von Ruß oder Staub gereinigt, wodurch Energieverluste vermieden werden.

Aus für fossiles Heizen

Der Gesetzesentwurf für das Erneuerbaren-Wärme-Gesetz legt den Ausstieg aus allen fossilen Heizungen bis ins Jahr 2040 fest. Die Auslaufphase für Öl, Flüssiggas und Kohle soll bereits 2035 enden. Die dazu nötige Zwei-Drittel-Mehrheit konnte im Parlament bislang aber noch nicht gefunden werden. Derzeit herrscht sowohl für die Fachbetriebe und Handwerker, als auch für die Betreiber von fossilen Heizungen Ungewissheit darüber, wann welche Regelungen tatsächlich in Kraft treten.

Davon betroffen sind zahlreiche Haushalte. Laut Daten der Statistik Austria von Ende August wurden allein in Oberösterreich in der Heizperiode 2021/22 85.520 Haushalte mit Heizöl oder Flüssiggas, weitere 94.396 mit Erdgas beheizt. Das bedeutet, dass über ein Viertel (27 Prozent) der oberösterreichischen Haushalte auf Gas oder Öl setzen, denn diese Heizformen haben durchaus auch ihrer Vorteile. Ist ein entsprechender Anschluss vorhanden, zählt eine Gasheizung zu den günstigeren Varianten. Die Anschaffungskosten sind vergleichsweise niedrig. Die Technik ist ausgereift und erzielt einen hohen Wirkungsgrad, informiert die Bundesinnung der Sanitär-, Heizungs- und Lüftungstechniker. Ein großer Vorteil von Ölheizungen ist wiederum die Unabhängigkeit von der vorhandenen Infrastruktur.

Laut Statistik Austria ist die verbreitetste Heizform in Oberösterreich allerdings Fernwärme. Zu bedenken ist hier allerdings, dass dabei auch Hauszentralheizungen mit unbekanntem Brennstoff als Fernwärme definiert werden. 2021/22 setzten 207.752 Haushalte in OÖ (31,7 Prozent) auf diese Technik. Zehn Jahre zuvor lag der Anteil von Fernwärme noch bei rund 27 Prozent. Unabhängig von gesetzlichen Regelungen zeichnet sich aber ein Trend hin zu erneuerbaren Energien ab.

Solar und Wärmepumpen

Die deutlichste Steigerung verzeichnet man bei Solar und Wärmepumpen. Waren es vor zehn Jahren noch 40.860 Haushalte (7 Prozent), die auf diese Technik setzten, schnellte deren Anzahl bis 2021/22 auf beinahe 110.000 (17 Prozent) nach oben. Günstige Heizwärme oder Kühlung aus Erde, Wasser oder Luft zu gewinnen, zählt zu den zukunftsträchtigsten Energieformen, informiert die Bundesinnung. Geringe Heizkosten sind hier der Vorteil, aufgrund höherer Investitionskosten ist aber sorgfältige Planung nötig

Die Kraft der Sonne ist unbegrenzt verfügbar und verursacht keine CO2-Emissionen. Die Kosten sind bei Solarthermie aber im Vergleich zu konventionellen Heizformen relativ hoch. Eine wirtschaftlich arbeitende Anlage muss gut geplant und hydraulisch abgeglichen sein, informiert die Bundesinnung. Nachdem nicht immer die Sonne scheint, müssen Solaranlagen für Heizzwecke mit anderen Heizformen kombiniert werden.

Wenige Elektroheizungen

„Klassische“ Elektroheizungen kommen in Oberösterreich nur in geringem Ausmaß zum Einsatz. In der Periode 2021/22 setzten 21.297 Haushalte auf diese Heizform. Bei der Heizung aus der Steckdose stehen die geringsten Investitionskosten den höchsten Betriebskosten gegenüber.

Evergreen Holz

Holz, gleich ob als Scheit, Hackschnitzel, Pellets oder Briketts erfreut sich seit je her großer Beliebtheit, der Anteil ging zuletzt allerdings leicht zurück. Wurden 2011/12 laut Statistik Austria noch 140.116 Wohnungen (24 Prozent) primär mit Holz geheizt, sank diese Anzahl binnen zehn Jahren leicht auf 135.866 (21 Prozent). Bei rund 125.000 Haushalten wurde dabei über eine Zentralheizung geheizt, rund 10.700 setzten Einzelöfen ein. Holz ist ein nachwachsender Rohstoff, bei dem die Wertschöpfung in der Region erzielt werden kann. Die Preise für Hackgut oder Scheitholz liegen in der Regel unter denen von Pellets. Die Heizung funktioniert aber im Gegensatz zu Pelletheizungen nicht vollautomatisch. Verhältnismäßig geringe laufenden Kosten stehen eher hohen Investitionskosten gegenüber. Darüber hinaus ist auch ein entsprechendes Brennstofflager erforderlich.

Blockheizkraftwerke und Brennstoffzelle

Blockheizkraftwerke und die Technik der Kraft-Wärme-Kopplungen (KWK) werden immer kompakter und deshalb auch für einzelne Gebäude interessanter. Die Anlagen produzieren gleichzeitig Wärme und Strom. Die „Abwärme“ wird dann zum Heizen verwendet. „Diese Technik eignet sich aber eher für größere Anlagen, nicht für Ein- und Zweifamilienhäuser“, so der Innungsmeister.

Bei der Brennstoffzelle wird chemische Reaktionsenergie eines Brennstoffes, etwa Wasserstoff, in elektrische Energie umgewandelt. Auch diese Technik kann zum Heizen genutzt werden. Denk sieht darin aber „ein Entwicklungsthema“. „Das ist ein Thema das Zukunft hat, aber hier ist die Serienreife noch nicht erreicht“, so Denk.

Sanieren statt Austausch

Auch wenn man seine Heizungsanlage nicht ersetzen möchte oder kann, große Einsparungspotenziale können auch durch eine Teilsanierung gehoben werden. Bei Anlagen, die vor 1983 errichtet wurden, schätzt die Bundesinnung das Einsparpotenzial als „sehr hoch“ und bei Anlagen, die bis zum Jahr 2001 errichtet wurden als „mittel bis hoch“ ein. Bei neueren Heizungen ist das Potenzial eher gering. Ob sich eine Teilsanierung lohnt, sollte mit einem qualifizierten Berater besprochen werden.

Wer sich vorab einen Überblick verschaffen möchte, kann dies mit dem Energiesparrechner der österreichischen Fernwärme zählt sowohl in Oberösterreich als in gesamt Österreich zu den beliebtesten Heizformen. Sie gilt als komfortabel, platzsparend und einfach zu bedienen. Dafür wird in Speichern Wasser erhitzt und vom Kraftwerk über ein Rohrleitungssystem zu den Abnehmern gepumpt. In Linz sind von etwas über 100.000 Haushalten aktuell rund 80.000 an das Fernwärmenetz angeschlossen.

Oberösterreichisches Volksblatt

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