Projektschau. Österreichs größte Freiflächen-Solarthermieanlage wurde kürzlich in Mürzzuschlag eröffnet. Damit werden jährlich 1000 Tonnen CO2 eingespart.
Die neue Solarthermieanlage umfasst eine Kollektorfläche von 7000 Quadratmetern. Diese können nun rund 420 Wohnungen in Mürzzuschlag mit Wärme aus Sonnenenergie versorgen. Insgesamt flossen rund 1,1 Millionen Euro in das Vorzeigeprojekt.Die vom Grazer Solarpionier Solid Solar Energy Systems für die Stadtwerke Mürzzuschlag GmbH geplante und errichtete Anlage speist in das örtliche Fernwärmenetz ein und versorgt damit Wohnungen mit Wärme aus der Sonne. In den Sommermonaten wird die in Mürzzuschlag benötigte Wärme künftig zur Gänze solar erzeugt und ersetzt bisher mit Erdgas betriebene Heizkessel. Jährlich können auf diese Weise rund 1000 Tonnen CO2 eingespart werden, heißt es seitens der Betreiber.
Forschungsprojekt ThermaFLEX
Die Anlage wurde hoch über dem Ort auf einem sonnigen, ehemaligen Skihang – der Mayerhoferwiese in Mürzzuschlag – errichtet. Schon aus der Ferne kann man die imposante solare Großanlage auf dem steilen Gelände erkennen. Ursprünglich wurde sie auf 5000 Quadratmeter ausgelegt und in diesem Umfang im Jahr 2020 in Betrieb genommen. Nun sind weitere 2000 Quadratmeter Kollektorenfläche hinzugekommen.
Der Klima- und Energiefonds förderte die Erweiterung mit 470.000 Euro. Geschäftsführer Bernd Vogl betont, dass es sich dabei um die größte Anlage Österreichs handle. Für ihre Vorbildfunktion wurde die Anlage bereits mit dem Energy Globe Styria prämiert und war auch Teil des Großforschungsprojekts ThermaFLEX, das im Juni 2023 mit dem Energy Globe Austria ausgezeichnet wurde.Das Land Steiermark unterstützte die Erweiterung mit 280.000 Euro, um die Transformation des Energiesystems voranzutreiben: Gerade die Energiekrise im letzten Winter habe nochmals deutlich unterstrichen, wie fatal die Abhängigkeit von Öl und Gas sei. Übrigens nicht nur für eine sichere Energieversorgung, sondern vor allem für das Klima.
Grundpfeiler zur Wärmewende
Sieben Wärmespeicher mit insgesamt 420 Quadratmeter stellen einen solaren Wärmeanteil von circa zehn Prozent über das gesamte Jahr gesehen sicher. Erste solarthermische Großanlagen hätten sich bereits als Grundpfeiler auf dem Weg zu einer ökologischen Wärmewende bewährt, nun gehe es daran, das Konzept auf ganz Österreich auszurollen, betonte Solid-CEO Stephan Jantscher. „Neben klaren gesetzlichen Rahmenbedingungen sind ausreichende Förderungen durch Bund und Land notwendig. So bekommen die Kommunen und Energieversorgungsunternehmen Planungssicherheit für die Umsetzung innovativer und nachhaltiger CO2-freier Alternativen zur Wärme- und Kälteerzeugung, wie der Solarthermie“, führt Jantscher aus.
Und erklärt den Vorgang genau: „Bei Solarthermie wird das Sonnenlicht in Wärme umgewandelt, wenn es auf eine Oberfläche trifft. Je mehr Strahlung die Fläche absorbieren kann, desto größer ist der Effekt.“ Solarkollektoren sammeln die Sonnenwärme ein und leiten sie über einen Wärmekreislauf in einen Wärmespeicher. So steht die gewonnene Wärme für den Warmwasserbedarf und/oder den Heizwärmebedarf bereit.
Hoher Anteil erneuerbarer Energie
Die Freiflächen-Solarthermieanlage in Mürzzuschlag wird dabei vom eigens gegründeten Unternehmen SolarWärme MZ GmbH betrieben, welches auch die Wärme an die Stadtwerke Mürzzuschlag liefert. Die Stadtwerke Mürzzuschlag betreiben insgesamt ein Fernwärmenetz mit einer Trassenlänge von etwa 15,3 Kilometern, das neben vielen Privathaushalten auch einige Großkunden wie das Städtische Sportzentrum Vivax, das Landespflegezentrum, das Landeskrankenhaus Mürzzuschlag sowie das Bundesschulzentrum Mürzzuschlag versorgt. Der weitere Ausbau ökologiescher Energiegewinnung in den nächsten Jahren wird also reichlich Abnehmer finden. Bisher stammte die gelieferte Wärme aus Erdgas und zu 85 Prozent aus regionaler Biomasse. Ziel der Stadtwerke Mürzzuschlag ist es, bis zum Jahr 2030 den Anteil erneuerbarer Energie auf annähernd 100 Prozent zu steigern.
Die Presse