Bei einer von der Naturschutzorganisation WWF veranstalteten Konferenz am Freitag in Innsbruck haben die Teilnehmer um Alternativen zum geplanten Pumpspeicher-Kraftwerksprojekt Kaunertal des landeseigenen Tiroler Energieversorgers Tiwag geworben. Dabei wurde vor allem der Ausbau der Photovoltaik sowie jener von Batteriespeichern befürwortet. Die Tiwag hatte dagegen bereits am Mittwoch klargemacht, dass für sie in Pumpspeicherkraftwerken die Zukunft liege.
Der Energiewirtschaftler Jürgen Neubarth hatte im Auftrag des WWF eine Studie zur energiewirtschaftlichen Einordnung erstellt. Er kam darin zum Schluss, dass es das Pumpspeicherkraftwerk nicht brauche, da Österreich und Tirol bereits über genügend Kapazitäten verfügten. Außerdem sollte ein solches dort errichtet werden, wo es bereits zwei bestehende Speicher gebe und kein neuer errichtet werden müsse. Zudem sollte der Netzausbau forciert werden, um mehr Flexibilität beim Lastenmanagement zu erreichen, hieß es bei einem Pressegespräch im Rahmen der Konferenz.
Eine Alternative sah Neubarth jedoch in Großbatteriespeichern. In Deutschland würden solche mit einer Leistung von 300 Megawatt bereits errichtet – dies entspreche einer ähnlichen Leistung wie beim Pumpspeicherkraftwerk Versetz. Die Investitionskosten pro Kilowattstunde seien vergleichbar, der Flächenverbrauch sei beim Pumpspeicher jedoch höher, meinte der Experte. Dass die Lebensdauer mit derzeit zehn bis 20 Jahre bei Batteriespeichern im Vergleich zum Pumpspeicher (90 bis 100 Jahre) wesentlich kürzer sei, sah Neubarth als Vorteil. Nachdem sich die Technologien rasant weiterentwickeln würden, könne dann wieder darauf reagiert werden. Die Ablehnung der Technologie sah er im Wettbewerb begründet.
Vera Immitzer, Geschäftsführerin von Photovoltaic Austria, rechnete vor, dass die Hälfte aller Tiroler Haushalte – dies entspreche 80.000 Anlagen – dieselbe Energie wie im Kaunertal erwirtschaften könnten. Mit dem Ausbau der Photovoltaik-Anlagen in Tirol zeigte sie sich nicht zufrieden: „Aktuell werden erst 15 Prozent der PV-Strommenge erzeugt, die wir bis 2030 brauchen. Damit gehört Tirol zu den Schlusslichtern Österreichs.“ Sie ärgerte sich außerdem über eine wenig „PV-freundliche Bauordnung“ in Tirol, die im österreichweiten Vergleich besonders streng sei. Auch das Elektrizitätsgesetz sei zu streng, monierte Immitzer.
WWF-Vertreter Karl Schellmann wiederum geißelte den hierzulande nach wie vor hohen Energieverbrauch. Hier bedürfe es bei Gebäudedämmungen, im Verkehr und in der Industrie weiterer Anstrengungen. Er verwehrte sich außerdem dagegen, erneuerbare Energieformen gegeneinander auszuspielen und erinnerte daran, dass der Kampf den fossilen Energieträgern gelten sollte. Schellmann meinte, dass Klima- und Biodiversitätskrise zusammengehören würden und es „globale Anstrengungen“ brauche. „Man kann die Natur nur schützen, wenn die Rahmenbedingungen passen“, hielt er fest.
Die Tiwag hatte bereits am Mittwoch der Konferenz vorgebaut und gegenüber der APA festgehalten, dass sie in Pumpspeicherkraftwerken angesichts des künftig erhöhten Strombedarfs und der zunehmenden Volatilität durch Erneuerbare die Zukunft sehe. Am Kraftwerksprojekt Kaunertal führe kein Weg vorbei, um die in Tirol für 2050 anvisierte Energieautonomie zu erreichen. Zudem wurde festgehalten, dass in der geplanten Größenordnung die Batteriespeichertechnologie noch zu wenig leistungsfähig sei.
Das Kraftwerksprojekt hatte erst im Sommer von der Umweltbehörde des Landes im laufenden UVP-Verfahren einen Verbesserungsauftrag erhalten. Die Überarbeitung werde noch bis 2024 dauern, hieß es. Trotzdem zeigte die Tiwag optimistisch, dass der Bescheid im Jahr 2027 ergehen werde. Die Inbetriebnahme der verschiedenen Kraftwerksstufen sei für die Jahre 2032 bis 2034 geplant.
APA