Pralle Sonne, schwacher Wind

16. Oktober 2023

Der Erneuerbaren-Ausbau in Österreich schreitet voran, wenn auch unterschiedlich rasch – Photovoltaik boomt, Windkraft schwächelt

Was eine Fahrt durch Österreich erahnen lässt, wird nun auch durch Zahlen gestützt: Photovoltaik boomt. Im privaten Bereich genauso wie auf Dächern von Industrie- und Gewerbebetrieben oder auf Freiflächen wird immer mehr Strom mithilfe der Sonne produziert.

Dabei könnte es noch mehr sein, wenn alle Anlagen rascher an das Stromnetz angeschlossen würden. Dabei spießt es sich aber noch, insbesondere auch bei der Windkraft. Die Netze sind vielfach zu schwach, um in Spitzenzeiten, wenn die Sonne scheint und der Wind weht, den Strom abzutransportieren.

Insgesamt ist die installierte Leistung von erneuerbaren Energien bis Ende 2022 im Vergleich zu 2020 netto um 2141 Megawatt (MW) gestiegen, geht aus dem am Donnerstag vorgestellten Monitoringbericht der Regulierungsbehörde E-Control hervor. Die erzeugten Mengen gingen im beschriebenen Zeitraum jedoch um 3611 Gigawattstunden (GWh) zurück.

„2022 war ein schlechtes Wasser-, Wind- und Sonnenjahr“, sagte E-Control-Vorstandsdirektor Alfons Haber zur Begründung. Die hohen Preise im Großhandel, die schrittweise auch bei Verbrauchern und Verbraucherinnen angekommen sind, hatten noch einen andern Effekt: Es wurde gespart.

Aufgrund des um etwa zwei Prozent gesunkenen Inlandsstromverbrauchs und der ebenfalls verringerten Bruttostromerzeugung blieb der Anteil Erneuerbarer am gesamten Strommix mit 78 Prozent stabil. Wäre 2022 ein „normales“ Jahr gewesen, läge der Anteil erneuerbarer Energien an der gesamten Stromerzeugung in Österreich sicher schon über 80 Prozent, ist man bei der E-Control überzeugt.

2030 sollen nach Vorgaben der Regierung 100 Prozent des benötigten Stroms bilanziell aus erneuerbaren Quellen stammen. Dazu müsste die jährliche Stromerzeugung um 27 Terawattstunden (TWh) ausgebaut werden. Bei Photovoltaik liege man, Stand 2022 und Folgemonate, über Plan, bei Windkraft, wo im Vorjahr nur 211 MW an Leistung dazugebaut wurden, darunter.

Das heiße aber nicht, dass das Ziel bis 2030 nicht erreicht werden könne, ergänzte Wolfgang Urbantschitz, ebenfalls Vorstandsdirektor der E-Control. 550 MW an Windkraftprojekten seien bereits genehmigt und harrten der Umsetzung. Dass das bisher nicht geschehen sei, liege wahrscheinlich nicht nur an der Marktprämie, die von der Interessenvertretung als „zu niedrig“ bezeichnet wird. Ein möglicher Grund sei, dass sich einzelne Projekte aufgrund eingetretener Kostensteigerungen derzeit nicht rechneten und deshalb zugewartet werde.

Faktum ist, dass viele Solar- und Windkrafterzeuger den Strom nun zu (hohen) Marktpreisen verkaufen. Das entlastet die Haushalte, weil sie bis auf weiteres keine Ökostrombeiträge zahlen müssen.

Sollten die Marktpreise stärker sinken, wird das Marktprämienmodell für die Erzeuger wieder zu einer Option. Um das zu finanzieren, werden dann wohl auch wieder Ökostrombeiträge eingehoben.

Megawatt Photovoltaik sind 2022 dazugekommen, mehr als bei anderen Erneuerbaren.

Der Standard

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