Österreich will seinen Strombedarf bis 2030 bilanziell zu 100 Prozent aus erneuerbaren Energiequellen decken – dafür muss die Ökostromerzeugung hierzulande deutlich ausgebaut werden. Die Regierung kommt deshalb nun einer Forderung der Windkraftbranche nach und erhöht die Marktprämie von 8,22 auf 9,28 Cent pro Kilowattstunde (kWh). „Damit kann der Ausbau der Windkraft mit dem notwendigen Tempo weitergehen“, sagte der Grüne-Energiesprecher Lukas Hammer laut einer Aussendung.
Das zuständige Klimaministerium bestätigte die Angaben auf Anfrage gegenüber der APA. Die entsprechende Verordnung ist am Freitag in Kraft getreten.
Die Marktprämie ist Teil des Fördersystems im Rahmen des Erneuerbaren-Ausbau-Gesetzes (EAG). Sie soll die Differenz zwischen den Produktionskosten von Strom aus erneuerbaren Quellen und dem durchschnittlichen Marktpreis für Strom ausgleichen. Liegen die Produktionskosten also über dem Marktpreis für Strom, bekommt der Anlagenbetreiber die Differenz ausgeglichen. So soll sichergestellt werden, dass sich der Betrieb einer Anlage auch wirtschaftlich auszahlt.
Die Vergabe der Förderung erfolgt jährlich in einem oder mehreren Fördercalls. Anlagenbetreiber bieten dabei einen Strompreis, den sie mit ihrer Anlage mindestens erreichen wollen. Gefördert werden Wasserkraft-, Wind-, Photovoltaik-, Biomasse- und Biogasanlagen.
Vor allem die Errichtung von Windkraftanlagen war zuletzt aufgrund gestiegener Kosten für Komponenten und die Finanzierung ins Stocken geraten. Die Windkraftbranche hatte die Förderung bereits seit einiger Zeit als zu niedrig kritisiert. Beim letzten Fördercall Anfang September habe trotz fertig genehmigter Projekte kein Anlagenbetreiber an der Ausschreibung teilgenommen. „Damit war der Windkraft-Ausbau massiv in Gefahr, eine Anpassung noch dringender“, schrieb Hammer am Freitag.
Die Grünen hätten bereits im Sommer auf eine Erhöhung der Marktprämie gepocht, nun sei man sich mit der ÖVP einig geworden. Demnach werde der Höchstpreis für Windkraftanlagen von 8,22 auf 9,28 Cent/kWh erhöht, und auch das Ausschreibungsvolumen für Windkraftanlagen steige. Der letzte Gebotstermin für das heurige Jahr werde auf den 20. Dezember verschoben, dort liege das Ausschreibungsvolumen insgesamt bei 350 MW, nachdem nicht vergebene MW aus 2022 und 2023 angerechnet werden. „In der Pipeline“, also genehmigt und zur Ausschreibung grundsätzlich zugelassen, seien aktuell Projekte mit rund 450 MW. Auch die Prämien für Wasserkraft-, Biomasse- und Biogasanlagen werden angepasst.
Solange die Strompreise auf dem aktuell hohen Niveau bleiben, werde allerdings „kein einziger Fördereuro ausbezahlt“, sagte Hammer im Gespräch mit der APA. Das liegt daran, dass die Ökostromproduktion bei hohen Marktpreisen auch ohne Förderung wirtschaftlich profitabel ist.
Der Branchenverband IG Windkraft begrüßte die Erhöhung der Marktprämie und des Ausschreibungsvolumens in einer Aussendung. Geschäftsführer Stefan Moidl freue sich, „dass die Anpassungen nun politisch gelungen sind und der Ausbau der Windkraft in Österreich damit einen deutlichen Schub erhält“.
APA