Welt braucht 80 Mio. Kilometer neue Stromleitungen

20. Oktober 2023

Investitionen sollten laut Energieagentur auf 600 Mrd. Dollar verdoppelt werden

Elektrisch. Das Stromnetz könnte zum schwächsten Glied der Energiewende werden, warnt die Internationale Energieagentur (IEA). Um das zu vermeiden, müssten laut der ersten globalen Erhebung über die bestehenden Stromleitungen bis 2040 weltweit 80 Millionen Kilometer Netz neu gebaut oder renoviert werden. Das entspricht etwa den bisher funktionalen Stromnetzen. Die Investitionen müssten dafür in etwa auf 600 Milliarden Dollar (569 Mrd. Euro) verdoppelt werden.

Die Studie der IEA ergibt, dass die Netze nicht mit den Anforderungen mithalten, die neue Technologien wie E-Mobilität und der vermehrte Einsatz von Wärmepumpen sowie der Ausbau von Windkraft und Photovoltaik an sie stellen. Probleme gibt es bereits jetzt: So könnten etwa neue Windparks nicht gebaut bzw. nicht angeschlossen werden. Hier bahnt sich ein Flaschenhals für die Energiewende an, warnt die IEA. Eine Schwierigkeit entsteht dabei dadurch, dass Stromnetze oft deutlich länger in Planung und Umsetzung dauern als etwa neue Ökostromanlagen.

Die schrittweise Abkehr von Kohle, Öl und Gas bedeutet höhere Anforderungen an das Stromnetz. Zum einen, weil mehr Strom verbraucht wird, zum anderen, weil erneuerbare Energieträger wie Windkraft und Photovoltaik volatiler sind als kalorische Kraftwerke. Auch diese Schwankungen der Produktion müssen im Netz ausgeglichen werden. Dabei soll Digitalisierung helfen, weil „intelligente Stromnetze“ resilienter und flexibler sind. Derzeit entstehen laut der IEA durch Stromausfälle weltweit jedes Jahr Kosten von etwa 100 Milliarden Dollar (95 Mrd. Euro).

Geht es nach der IEA, sollen die wohlhabenden Industriestaaten den Netzausbau nicht nur innerhalb ihrer Grenzen ermöglichen, sondern auch ärmere Länder bei Finanzierung und mit Know-how unterstützen – denn der Klimawandel könne nur global begrenzt werden.

Kurier