Speicher voll: Winter kann kommen

14. November 2023, Wien

Energie. Österreich ist so gut auf eine neue Energiekrise vorbereitet wie nie, sagt der Regulator. Selbst der Ausfall der ukrainischen Gasleitung könne weggesteckt werden.

Für hundert Prozent hat es dann doch nicht gereicht. Aber auch ein Füllstand von 99,6Prozent bei den heimischen Erdgasspeichern dürfte bei den Österreicherinnen und Österreichern knapp vor dem Winter für ausreichend Beruhigung sorgen. Selbst wenn die Leitung durch die Ukraine tatsächlich unterbrochen werden sollte, könne das Land mit den 97Terawattstunden (TWh) an eingelagertem Gas „gut durchkommen“, sagte E-Control-Chef Wolfgang Urbantschitsch am Mittwoch im Klub der Wirtschaftspublizisten. Und das selbst dann, wenn die Mengen, die für ausländische Kunden reserviert seien, abgezogen würden.

Zur Erinnerung: Die Ukraine droht seit Monaten damit, künftig kein russisches Gas mehr in den Westen weiterleiten zu wollen. Für Österreich, das immer noch zu einem beträchtlichen Teil von Moskaus Lieferungen abhängt, wäre das ein schwerer Schlag. Die Republik war zu Kriegsbeginn im Februar 2022 zu 80Prozent von russischem Gas abhängig, auch im September 2023 kamen wieder 80Prozent aus Russland, wenn auch die russischen Importe mengenmäßig sanken. „Die Abhängigkeit ist insoweit geringer, als unsere Verwundbarkeit geringer ist, weil man eben umstellen kann auf andere Mengen, die aus Norwegen kommen über Deutschland“, sagte Urbantschitsch.

Strompreisbremse verlängern?

Die OMV, die Wien Energie und auch die Energie Steiermark hatten in den vergangenen Tagen bereits versichert, einen möglichen Ausfall der ukrainischen Gasleitung für ihre Kunden in Österreich zur Gänze oder zumindest teilweise über andere Quellen abdecken zu können. Auch die 20TWh an strategischer Gasreserve des Bundes stehen in jedem Fall zur Verfügung. Allerdings hätten nicht alle Versorger ausreichend alternative Lieferanten gesucht und Gas eingespeichert, mahnte der Energieregulator. Dennoch: „Dieses Land war noch nie so gut vorbereitet auf einen Krisenfall.“

Die preislichen Folgen des Energieschocks wirken freilich bis heute nach. Zwar ist Gas und auch Strom an den Großhandelsmärkten seit einiger Zeit wieder deutlich günstiger. Bei den Endkunden ist das aber noch nicht flächendeckend angekommen. Am viel kritisierten Marktmodell, das in der Krise auch für exorbitant gestiegene Rechnungen gesorgt hat, will Urbantschitsch nicht rütteln. „Regulierte Endkundenpreise sind keine Lösung“, sagt er.

Aber das Land müsse sich darauf vorbereiten, dass es wieder solche Ausnahmesituationen geben wird, und ein Regelwerk ausarbeiten, wann die passenden Maßnahmen aus der Schublade geholt werden. Eine solche Maßnahme, die Strompreisbremse, läuft Mitte 2024 aus. Viele Kunden müssten dann bei heutigen Preisen fast doppelt so viel zahlen wie heute, so der E-Control-Chef. Eine Verlängerung der Strompreisbremse ergebe aber nur Sinn, wenn sie gedeckelt würde. Eine Unterstützung bis 40Cent je Kilowattstunde wie bisher verleite die Versorger nur, sich höhere Preise zahlen zu lassen. In dem Fall eben vom Staat.

Die Presse

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