IEA: Öl- und Gasfirmen müssen in Erneuerbare investieren

23. November 2023, Wien/Paris/Dubai

Die Öl- und Gasindustrie müsste bis 2030 die Hälfte ihrer Investitionen von der Produktion fossiler Brennstoffe in erneuerbare Energien umlenken, damit die Pariser Klimaziele erreicht werden können. Die privaten Öl- und Gasunternehmen könnten um bis zu 60 Prozent an Wert verlieren, geht aus einem Sonderbericht der Internationalen Energieagentur (IEA) hervor, den die IEA am Donnerstag im Vorfeld des COP28-Klimagipfels in Dubai veröffentlicht hat.

Selbst unter den heutigen politischen Rahmenbedingungen wird erwartet, dass die weltweite Nachfrage nach Öl und Gas bis 2030 ihren Höhepunkt erreichen wird, so die neuesten Prognosen der IEA. Ein entschlosseneres Vorgehen gegen den Klimawandel würde deutliche Rückgänge in der Nachfrage nach beiden Brennstoffen bedeuten. Wenn die Regierungen ihre nationalen Energie- und Klimaversprechen vollständig umsetzen, würde die Nachfrage nach IEA-Berechnungen bis 2050 um 45 Prozent unter dem heutigen Niveau liegen. Auf einem Weg, der zu Netto-Null-Emissionen bis Mitte des Jahrhunderts führt – was notwendig sei, um das Ziel der Begrenzung der globalen Erwärmung auf 1,5 Grad Celsius zu erreichen -, würde der Verbrauch von Öl und Gas bis 2050 um mehr als 75 Prozent sinken.

Bei der Umstellung auf saubere Energieträger spiele der Öl- und Gassektor bisher nur eine marginale Rolle, so der Bericht. Öl- und Gasunternehmen würden derzeit nur 1 Prozent der weltweiten Investitionen in saubere Energie ausmachen. Die Öl- und Gasindustrie investierte demnach 2022 rund 20 Mrd. US-Dollar in saubere Energie, nur etwa 2,5 Prozent ihrer gesamten Investitionen. Der Bericht stellt fest, dass Produzenten, die sich an den Zielen des Pariser Abkommens ausrichten möchten, bis 2030 die Hälfte ihrer Investitionen für Projekte im Bereich saubere Energie einsetzen müssen, zusätzlich zu den Investitionen, die erforderlich sind, um die Emissionen aus ihren eigenen Betrieben zu reduzieren.

Um mit einem 1,5-Grad-Szenario in Einklang zu bleiben, müssen die eigenen Emissionen der Industrie bis 2030 um 60 Prozent sinken. Die Emissionsintensität der Öl- und Gasproduzenten mit den höchsten Emissionen sei derzeit fünf- bis zehnmal so hoch wie die derjenigen mit den niedrigsten, was das enorme Potenzial für Verbesserungen zeige.

Die derzeit jährlich in den Öl- und Gassektor investierten 800 Mrd. US-Dollar (rund 730 Mrd. Euro) seien doppelt so hoch wie das, was 2030 auf einem Weg erforderlich wäre, der die Erwärmung auf 1,5 Grad begrenzt. In diesem Szenario ist der Nachfragerückgang so steil, dass keine neuen konventionellen Öl- und Gasprojekte mit langer Vorlaufzeit erforderlich sind. Einige bestehende Öl- und Gasproduktionen müssten sogar stillgelegt werden.

Die IEA-Analyse ergibt, dass der derzeitige Wert privater Öl- und Gasunternehmen von heute 6 Billionen US-Dollar um ein Viertel fallen könnte, wenn alle nationalen Energie- und Klimaziele erreicht werden, und um bis zu 60 Prozent, wenn die Welt auf dem Weg bleibt, die globale Erwärmung auf 1,5 Grad zu begrenzen.

APA

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