Die Frage, was mit einem Energiesystem „frei von vollemittierenden fossilen Energieträgern“ („Free of Unabated Fossil Fuels“) gemeint ist und welche Bedingungen an einen Übergang geknüpft werden, könnte zu einer der wichtigsten klimapolitischen Fragen „nicht nur dieses Jahres“ werden. Das schrieb Gerrit Hannsen vom Deutschen Institut für Internationale Politik und Sicherheit.
Laut Hannsen, die für die beratende Stiftung des Deutschen Bundestag wie auch die Bundesregierung tätig ist, und die Anfang Juli in einem Bericht über die COP28-Vorverhandlungen in Bonn resümierte, wird eine „Unabated Fossil Fuels“-Debatte wohl eine der wichtigen Fragen in Dubai werden.
Dabei geht es um den möglichst raschen Ausstieg aus den fossilen Energieträgern, denn die durch ihre Verbrennung verursachten Treibhausgase sind die Ursache für den Klimawandel. Kohlendioxid, die chemische Verbindung aus Sauerstoff und Kohlenstoff, ist mit Abstand das wichtigste dieser chemischen Verbindungen. Die Konzentration von CO2, wie die chemische Formel des Gases lautet, in der Atmosphäre steigt und steigt jedoch und erreichte 2022 eine neue markante Marke: Laut Weltwetterorganisation (WMO) stieg der Anteil auf über 50 Prozent über dem vorindustriellen Niveau, und auch die Treibhausgase Methan (CH4) und Lachgas (N2O) erreichten im vergangenen Jahr Rekordwerte.
Ein Ausstieg aus den fossilen Energien scheint unausweichlich, doch die Agentur Reuters schrieb im Vorfeld zur UNO-Klimakonferenz COP28 in Dubai, dass zwar viele Nationen für eine stärkere, umfassendere Verpflichtung für eine Ende aller „unabated“ fossilen Brennstoffe – Kohle, Öl und Erdgas – eintreten würden, es jedoch noch keine Einigung darüber gibt, was „unabated“ in diesem Kontext bedeute. So heißt es etwa auf der Online-Präsenz der internationalen Forschungsgruppe „Zero Carbon Analytics“, dass es keine allgemein gültige wissenschaftliche Definition gibt, was unter „Unabated Fossil Fuels“ zu verstehen ist.
Jedoch gibt es Mutmaßungen vonseiten der NGOs, dass die fossile Industrie hinter diesen Debatten um die Bedeutung von Worten stecken würde. Sie wolle damit eine Diskussion darüber entfachen, dass Öl und Gas weiter gefördert werden könne, wenn die CO2- oder Methan-Emissionen einfach mittels CCS-Technik irgendwo gespeichert werden, etwa im Boden oder ausgeförderten Erdöl- und Erdgaslagerstätten, statt in die Atmosphäre zu gelangen. CCS steht für Carbon Capture and Storage, also abtrennen („Capture“) und speichern („Storage“).
APA