Die Weltklimakonferenz in Dubai startete am Donnerstag mit einer ersten Finanzierungszusage: Deutschland und die Vereinigten Arabischen Emirate kündigten an, je 100 Millionen Euro für Klimaschäden zur Verfügung zu stellen.
Längst ist klar: Die Erderhitzung wird nicht schnell genug abgebremst werden können, um schwerwiegende Schäden in vielen ärmeren Staaten zu verhindern. Inselstaaten versinken, Dürren sorgen für Hungersnöte, Ökosysteme kollabieren. Um mit den verschiedenen Folgen der Klimakrise fertigzuwerden, forderten ärmere Staaten auf der Klimakonferenz im vergangenen Jahr einen eigenen Fonds, in den Industriestaaten einzahlen sollen. Schließlich haben sie mit ihren Emissionen sehr viel mehr zur Erhitzung der Welt beigetragen. Während die Forderung im Vorjahr noch für viel Diskussionen sorgte, gelang heuer eine Einigung gleich am ersten Tag der Konferenz.
Denn der Auftakt in Dubai startete mit einer ersten Finanzierungszusage: Deutschland und die Vereinigten Arabischen Emirate haben am Donnerstag angekündigt, insgesamt 200 Millionen US-Dollar (rund 183 Millionen Euro) für den Ausgleich von Klimaschäden in besonders stark betroffenen Ländern zur Verfügung zu stellen. Pro Land sollen rund 100 Millionen Euro in den vor einem Jahr auf der Klimakonferenz in Ägypten beschlossenen Fonds fließen.
Länder unter Zugzwang
Der umstrittene Präsident der Klimakonferenz, Öl-Boss Al Jaber, nannte die Ankündigungen „historisch“ und „phänomenal“. Die deutsche Bundesentwicklungsministerin, die via Video an der Konferenz teilnahm, sprach von einer „bahnbrechenden Entscheidung für die Verwundbarsten“. Auch weitere Länder, darunter Japan, Großbritannien und die USA, haben bereits finanzielle Zusagen gemacht – und bringen damit weitere Staaten unter Zugzwang.
„Das ist eine hart erkämpfte historische Einigung“, sagt auch Avinash Persaud, der Sondergesandte für Klimafinanzierung aus Barbados. Der heutige Beschluss mache deutlich, dass die Welt anerkenne, dass klimabedingte Verluste und Schäden kein fernes Risiko mehr seien, sondern Teil der Lebensrealität von fast der Hälfte der Weltbevölkerung. Doch die Arbeit beginne gerade erst, mahnt Fatumanava-o-Upolu III Dr. Pa’olelei Luteru, der Vorsitzende der Allianz der kleinen Inselstaaten. „Jetzt, wo sich die COP 28 geeinigt hat, können wir nicht ruhen, bis dieser Fonds angemessen finanziert ist und beginnt, die Last der gefährdeten Menschen tatsächlich zu lindern.“
Für die Konferenz ist die schnelle Einigung ein vielversprechendes Signal: Zwar muss der Fonds noch weiter gefüllt werden, doch schafft sie eine Grundlage für die nun folgenden Verhandlungen.
2023 wohl heißestes Jahr
Wie groß der Handlungsbedarf ist, zeigt ein am Donnerstag erschienener Bericht der Weltwetterbehörde WMO. Demnach wird das Jahr 2023 voraussichtlich das mit Abstand wärmste Jahr seit Beginn der Klimaaufzeichnungen sein. Die bisherigen Daten zeigen laut dem vorläufigen Bericht eine Erhitzung von bereits 1,4 Grad Celsius gegenüber vorindustriellen Werten. Das heurige Jahr dürfte somit das bisherige Rekordjahr 2016 ablösen, in dem es bereits 1,2 Grad heißer war.
Damit schließt sich die Lücke zu der im Rahmen des Pariser Klimaabkommens vereinbarten Schwelle rasant: Darin haben sich die rund 200 Unterzeichnerstaaten darauf geeinigt, dass die globale Erwärmung auf möglichst 1,5, aber maximal zwei Grad Celsius beschränkt werden soll.
Die Auswirkungen der Klimakrise sind bereits deutlich spürbar, mahnt WMO-Generalsekretär Petteri Taalas: „Die Treibhausgaswerte sind rekordverdächtig hoch. Die globalen Temperaturen sind rekordverdächtig hoch. Der Meeresspiegelanstieg ist rekordverdächtig hoch. Das antarktische Meereis ist rekordverdächtig niedrig.“
Die Verhandlungen in Dubai dauern noch rund zwei Wochen an. Die Beratungen über die Katastrophenhilfen waren erst der Startschuss. Für den Verlauf der Konferenz stehen mitunter strittigere Themen auf der Agenda – etwa der Ersatz von fossilen Brennstoffen durch erneuerbare Energie.
Der Standard