UNO-Generalsekretär Antonio Guterres hat die Staaten im Schlussspurt der Weltklimakonferenz COP28 dazu aufgerufen, sich zusammenzuraufen und den fossilen Ausstieg zu beschließen. „Jetzt ist es an der Zeit für maximalen Ehrgeiz und maximale Flexibilität“, sagte Guterres in Dubai. „Minister und Verhandlungsführer müssen willkürliche rote Linien, festgefahrene Positionen und Blockadehaltungen hinter sich lassen.“ Am Montag wurden neue Entwürfe für den Abschlusstext erwartet.
Es gebe „immer noch große Gräben“ zwischen den unterschiedlichen Verhandlungspositionen, sagte Guterres nach seinem Eintreffen in Dubai. „Wir befinden uns in einem Rennen gegen die Zeit.“ Alle Seiten müssten nun guten Willen zeigen. „Jetzt ist die Zeit für maximalen Ehrgeiz und maximale Flexibilität“, erklärte der UNO-Generalsekretär. Die Verhandler aus fast 200 Ländern müssten sich in der verbleibenden Zeit darauf konzentrieren, „die grundlegende Ursache der Klimakrise anzugehen: die Produktion und den Konsum von fossiler Energie“. Der Kampf gegen die Erderhitzung erfordere, „aus allen fossilen Energieträgern auszusteigen“.
Guterres rief zugleich dazu auf, die Sorgen von Ölstaaten sowie die unterschiedliche Verantwortlichkeit der Staaten in der Welt zu berücksichtigen. Unter dem Strich müsse die Vorgabe für den Ausstieg aus den Fossilen aber kompatibel sein mit dem Ziel, bis 2050 weltweit Klimaneutralität zu erreichen, um die Erderwärmung auf 1,5 Grad begrenzen zu können.
Ob dann wie geplant bis zum offiziellen Abschluss der Konferenz am Dienstag eine Einigung steht, ist aber ungewiss. Der emiratische Präsident der Weltklimakonferenz, Sultan Ahmed Al Jaber, hoffte zwar auf eine „historische“ Vereinbarung am Jahrestag des Pariser Klimaabkommens von 2015. In den vergangenen 28 Jahren wurden die UNO-Klimakonferenzen jedoch nur selten pünktlich beendet. „Alle müssen flexibel sein“, sagte Al Jaber am Sonntag. „Wir müssen viel, viel, viel schneller vorankommen“, forderte er. „Ein Scheitern ist keine Option.“
Derzeit wird auf der UNO-Konferenz hitzig über den Ausstieg aus Kohle, Öl und Gas diskutiert. Guterres sprach sich für eine ehrgeizige Formulierung im Abschlusstext aus: „Ein zentraler Baustein für den Erfolg der Konferenz ist ein Konsens, dass es einen Ausstieg aus den fossilen Energien geben muss – und zwar in Übereinstimmung mit dem Ziel, die Erderwärmung auf 1,5 Grad zu begrenzen.“ Das heiße nicht, dass alle Staaten dabei gleich schnell vorgehen müssten, sagte der UNO-Generalsekretär und sprach damit einen weiteren wichtigen Streitpunkt zwischen den Staaten an. Wichtig sei das Ziel, weltweit 2050 auf netto null bei den klimaschädlichen Treibhausgasemissionen zu kommen.
„Wir stehen am Rand einer Klima-Katastrophe und diese Konferenz muss ein Wendepunkt sein“, hatte Guterres in der Nacht zuvor auf der Plattform X geschrieben. Er sei nach Dubai zurückgekommen, um einen dringenden Appell an die Staatenführer zu richten. „Bekennt euch zur 1,5-Grad-Grenze. Beendet das fossile Zeitalter.“
Auch UNO-Klimachef Simon Stiell forderte von den knapp 200 Staaten mehr Kompromissbereitschaft und Ehrgeiz im Kampf gegen die Erderhitzung. An die Verhandlungsteams appellierte er Montagfrüh, im Ringen um einen Abschlusstext eine Politik der kleinen Schritte abzulehnen. „Jeder Schritt weg von den höchsten Ambitionen kostet unzählige Millionen Menschenleben – und zwar nicht im nächsten politischen oder wirtschaftlichen Zyklus, mit dem künftige Staats- und Regierungschefs zu kämpfen haben, sondern bereits jetzt, in jedem Land.“
Im jüngsten Beschlussentwurf, der am Freitagabend veröffentlicht worden war, standen noch mehrere gegensätzliche Optionen untereinander. In dem Text werden vier verschiedene Wege zum Ausstieg aus den fossilen Brennstoffen aufgeführt. Aber auch eine fünfte Variante, die Abkehr von Öl, Kohle und Gas gar nicht zu erwähnen, ist darin enthalten.
APA/ag