Die Gasspeicherumlage, die Deutschland seit 2022 einhebt, hat Gasflüsse nach Österreich stark reduziert. Der Anteil von russischem Pipeline-Gas ist hingegen wieder gestiegen. 90 Prozent waren es im Oktober – ein Rekordwert.
Allen Beteuerungen zum Trotz kommt Österreich bei der Diversifizierung der Gasbezüge nur schleppend voran, ja fällt bisweilen sogar unter selbstgesteckte Ziele zurück. So geschehen etwa im Monat Oktober. Mit 90 Prozent war der Anteil von russischem Pipelinegas an den Gesamtgasimporten Österreichs so hoch wie nie, geht aus Zahlen der E-Control hervor.
Mit ein Grund für den hohen Anteil dürften die vergleichsweise milden Herbsttemperaturen gewesen sein. Russland liefert im Rahmen der von OMV mit Gazprom bis 2040 abgeschlossenen Langfristverträge, anders als in den Monaten nach Kriegsbeginn in der Ukraine, wieder konstant große Mengen nach Österreich. Die Speicher waren schon frühzeitig voll, sodass kein zusätzliches Gas aus anderen Quellen benötigt wurde. Zudem haben Haushalte und Industrie aufgrund der hohen Preise den Gasverbrauch um etwa 15 Prozent gedrosselt.
Noch etwas kommt hinzu: die deutsche Gasspeicherumlage. Sie wird seit Oktober 2022 eingehoben und macht Gas aus deutschen Speichern teurer, als es bisher war, auch für Kunden in Österreich. „Die Gasimporte aus Deutschland sind gegenüber 2022 um 80 Prozent gesunken“, schildert Bernhard Painz, Vorstandsdirektor der Austrian Gas Grid Management AG (AGGM), im STANDARD-Gespräch die Folgen.
Umlage wird teurer
Die Umlage wurde 2022 fällig, nachdem Berlin in der Gaskrise Füllstandsvorgaben für die Speicher gemacht hatte. Daraufhin wurden die Speicher über Sonderausschreibungen gefüllt, die zusätzliche Kosten verursachten. Die Umlage ist von allen, die Erdgas aus deutschen Speichern beziehen, zu bezahlen.
Erst im Juli wurde der Satz von 59 Cent je Megawattstunde (MWh) auf 1,45 Euro erhöht. Ab 1. Jänner 2024 werden 1,58 Euro fällig. Painz von der AGGM, die das Gasnetz in Österreich managt, hält die Umlage für EU-rechtswidrig. Kein anderes Land belaste mit vergleichbaren Kosten die Nachbarn. Für österreichische Gasimporteure und deren Kunden belaufen sich die Zusatzkosten auf gut 100 Millionen Euro pro Jahr.
Von der Umlage ausgenommen ist beispielsweise Gas, das OMV oder andere Unternehmen etwa in Norwegen fördern und ohne Zwischenspeicherung über Deutschland nach Österreich bringen. Sollte, wie von Kiew angekündigt, ab 2025 kein russisches Gas mehr durch die Ukraine geleitet werden, würden bestehende Kapazitäten abseits des Endpunkts der Russland-Leitung in Baumgarten an der slowakisch-österreichischen Grenze nicht ausreichen, sagt Painz.
Für einen raschen Ausbau der West-Austria-Gaspipeline (WAG) nach Deutschland macht sich denn auch Lukas Sustala, politischer Direktor bei den Neos, stark. Er kritisiert „Lippenbekenntnisse der Regierung“, denen keine Taten folgten.
Painz von der AGGM bremst Erwartungen betreffend einen raschen Ausbau: Realistischerweise sei bei der Verstärkung der WAG mit einer Projektlaufzeit von drei bis dreieinhalb Jahren zu rechnen. Zudem sei auch die Finanzierung noch ungeklärt.
Der Standard