Aktie der Woche: Siemens Energy

4. Jänner 2024, Wien

Buy or Sell. Die Windkrafttochter Gamesa belastet den Energiekonzern auch heuer, aber die Aktie konnte das Tief überwinden.

Erneuerbare Energien – nicht nur die EU sieht dies in ihrem Green Deal als Schlüssel zu einer karbonfreien Zukunft. Der deutsche Technologieriese Siemens hat schon 2020 mit der Verselbstständigung der Energiesparte, Siemens Energy, auf grüne Technologien gesetzt. Aber just die Tochter von Siemens Energy, Gamesa, in der die Windkraft-Aktivitäten gebündelt sind, brachte die Mutter im Geschäftsjahr 2022/23 mit einem Verlust von 4,59 Milliarden Euro (nach minus 712 Millionen) an den Rand des Kollapses. Mit einem elf Milliarden Euro schweren Bankenpaket, wovon der deutsche Staat 7,5 Milliarden absichert, wurde der Fortbestand gesichert.

Umso erfreulicher gestaltete sich für die leidgeprüften Aktionäre die letzte Jahreswoche: Im Sog eines Großauftrags für Vestas, des dänischen Herstellers von Windkraftanlagen, zogen auch die Aktien von Siemens Energy um knapp fünf Prozent an und schlossen das Jahr mit der wichtigen Kursmarke von zwölf Euro ab. Damit bleibt zwar noch ein Jahresminus von fast 32 Prozent, aber die Richtung stimmt. Nun gilt es, das Investorenvertrauen wiederzugewinnen, sagen Händler.

Aufwärtstrend seit Oktober

Die Siemens-Energy-Aktie, die Ende Mai mit 20,80 ein Jahreshoch erreicht hatte, war nach einer drastischen Gewinnwarnung im Juli jäh abgestürzt. Danach ging es weiter abwärts, und die tiefroten Zahlen im Oktober brachten den Crash auf das 52-Wochen-Tief von 6,37 Euro. Seither erholte sich das Papier (Isin: DE000ENER6Y0) auch im Sog der DAX-Rallye. Mit den jüngsten Kursgewinnen gelang es, die rote Laterne als größter DAX-Verlierer im Jahr 2023 an Zalando abzugeben. Den Aufwärtstrend könnte man für einen Einstieg bei der Aktie nutzen, zumal die anderen Sparten wie Hochspannungstechnik und Industrielösungen im Bereich von Gasturbinen und Generatoren sowie der Energieübertragung gut performen. Deshalb ist der Umsatz um knapp zehn Prozent auf 31,12 Milliarden Euro gestiegen.

Für das laufende Geschäftsjahr 2023/24 ist die Ausgangslage prinzipiell gut, denn die Auftragsbücher sind voll. Der Ordereingang wuchs um ein Drittel auf 350,4 Milliarden. Kurz gesagt: Zwei Drittel der Geschäfte wachsen profitabel, wie Konzernchef Christian Bruch betont. Gamesa werde jedoch erst 2025/26 die Gewinnschwelle erreichen. Weshalb Kostensenkungen und Produktivitätssteigerung angesagt sind.

Das sagen die Analysten

Impulse erwartet man sich auch von der Wirtschaftsweisen Veronika Grimm und der ehemaligen Lufthansa-Finanzchefin Simone Menne, die im Februar von der Hauptversammlung in den Aufsichtsrat gewählt werden sollen. Grimm, Professorin für Volkswirtschaft, gilt als Energiesachverständige.

Einen Silberstreif am Horizont orten auch einige Analysten: Von 24 Experten raten drei zum Verkauf, neun zum Halten und zwölf zum Kauf der Aktie. Zu Letzteren zählt Goldman Sachs. Das durchschnittliche Kursziel für die 11,8 Euro teure Aktie liegt bei 14,62 Euro. Die Ratingagentur Standard & Poor’s hat die Einstufung „Credit Watch Negative“ gestrichen. JPMorgan hat indes die Aktie von Halten auf Verkaufen abgestuft und das Kursziel von 13,80 auf 9,90 zurückgenommen.

Die Presse

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