Eurozonen-Vergleich. Unter den 20 Ländern hat derzeit nur die Slowakei eine höhere Inflation. Heuer soll die Teuerung kräftig sinken, beruhigt der Finanzminister – die Opposition schäumt
Gute Nachrichten lesen sich anders. Nach Monaten des kontinuierlichen Rückgangs ist die Inflation in Österreich und in etlichen anderen EU-Ländern wie Deutschland oder Frankreich zu Jahresende wieder gestiegen. Grund dafür waren teils statistische Sondereffekte oder das Auslaufen von Hilfsmaßnahmen.
In Österreich war Ende 2022 die Strompreisbremse eingeführt worden. Ihren preisdämpfenden Effekt hat man in der Inflationsstatistik für Dezember 2023 nun nicht mehr. Daher stieg die Teuerung von 5,3 Prozent im November wieder auf 5,6 Prozent im Dezember. Das verlautbarte die Statistik Austria am Freitag auf Basis einer Schnellschätzung.
Doppelt so hoch
Der Anstieg um 0,3 Prozentpunkte klingt nicht dramatisch und ist auch geringer als von Experten im Vorfeld erwartet. Es zeigt sich aber im internationalen Vergleich, dass Österreich mit 5,7 Prozent im Dezember (nach EU-Methode) innerhalb der Eurozone die zweithöchste Inflationsrate hinter der Slowakei (6,6 Prozent) aufweist. Und damit auch eine doppelt so hohe Inflationsrate hat wie der Durchschnitt der Eurozone (2,9 Prozent).
Wifo-Experte Josef Baumgartner führt diesen Unterschied auf zwei zentrale Faktoren zurück: Die höheren Energiepreise und die höheren Preise in Gastronomie und Beherbergung.
So zeige sich vor allem beim Gaspreis, dass Preisrückgänge in anderen Ländern wesentlich schneller und umfangreicher an die Endkunden weitergegeben worden seien. Der Gaspreis lag in Österreich im November um 23 Prozent über dem Vorjahreswert – im Euroraum sind es schon 25 Prozent unter dem Vorjahreswert. Hier hätte die öffentliche Hand in ihrer Eigentümerrolle durchaus stärker eingreifen können.
Aber auch die höheren Preise im Tourismus schlagen hier negativ zu Buche. In der arbeitsintensiven Branche steigen die Kosten nach höheren Lohnabschlüssen besonders deutlich. Und in Österreich hätte es höhere Lohnabschlüsse als anderswo gegeben. Baumgartner führt mindestens einen Prozentpunkt des Unterschieds zur Eurozone auf die Lohnsteigerungen in Österreich zurück.
In diesem Jahr sollte sich die Erholung an der Preisfront aber spätestens ab März wieder fortsetzen, sagt der Experte. Darauf verweist auch Finanzminister Magnus Brunner (ÖVP).
Schließlich dürfte die durchschnittliche Jahresinflation von 7,8 Prozent im Jahr 2023 laut jüngsten Prognosen auf rund vier Prozent im Jahr 2024 sinken. Dann würde zwar immer noch ein Abstand zur Eurozone von rund einem Prozentpunkt bestehen, aber eine deutliche Entspannung eintreten. Brunner sagt in diesem Kontext: „Lohnabschlüsse in Kombination mit strukturellen Reformen wie der Abschaffung der kalten Progression entlasten die Menschen Monat für Monat und sorgen dafür, dass die Kaufkraft heuer deutlich steigen wird.“
Scharfe Kritik
Die Opposition sieht das Thema naturgemäß völlig anders und wirft der Regierung schon seit geraumer Zeit völliges Versagen vor. So auch jetzt. Die Bundesregierung betreibe „ungeschlagen die schlechteste Inflationsbekämpfung in Westeuropa“, kritisiert SPÖ-Klubobmann Philip Kucher. Auch die FPÖ identifizierte die Regierung als „Teuerungstreiber“, der den Menschen in Österreich „die Luft zum Atmen“ nehme.
Kurier