Die Pleite des Heizkesselherstellers Windhager ist eröffnet – und ein Symptom für die strukturellen Probleme eines von Förderungen geprägten Markts für erneuerbare Energieträger
Wie erwartet, wurde am Montag beim Landesgericht Salzburg das Insolvenzverfahren über den Traditionsbetrieb Windhager eröffnet. Die zwei großen insolventen Unternehmen der Gruppe sollen in einem Sanierungsverfahren ohne Eigenverwaltung weitergeführt werde, den Gläubigern werden 20 Prozent binnen zwei Jahren angeboten. Die Logistikfirma wurde in Konkurs geschickt. Wie berichtet, betragen die Schulden des Unternehmens mehr als 86 Millionen Euro. Mehr als 400 Beschäftigte sind von der Pleite betroffen. Sie haben keine Dezembergehälter mehr erhalten.
Laut mehreren übereinstimmenden Quellen hat sich Windhager beim gemeinsam mit der Mühlviertler Firma M-Tec geplanten Werk für Wärmepumpen in Pinsdorf übernommen, das heuer 300 zusätzliche Arbeitsplätze bringen sollte. Die veranschlagten Kosten hätten sich deutlich erhöht, die finanzierende Oberbank habe daraufhin einen Schlussstrich gezogen, heißt es. Die Raiffeisen Landesbank Oberösterreich, die über ihre Beteiligungsgesellschaft Invest AG einige Zeit sogar an Windhager beteiligt war, dürfte dagegen bei ihren Forderungen gut besichert sein. Die Arbeiten am gut 90 Millionen Euro teuren Wärmepumpenwerk wurden ausgesetzt, es ist zu 85 Prozent fertig.
Bei Windhager kamen mehrere fatale Entwicklungen zusammen. Die Preise für Pellets haben in den vergangenen beiden Jahren extreme Höhen und Tiefen erlebt.
Das hing zum einen mit dem Ukrainekrieg und den Verwerfungen auf dem Energiemarkt generell zusammen. Zum anderen ist die Branche der Erneuerbaren nach wie vor stark von öffentlichen Förderprogrammen abhängig, sie sind Teil des Geschäftsmodells. Die öffentlichen Subventionen wirken beschleunigend in alle Richtungen. Ist die Förderung hoch, steigen Nachfrage, Preise und Margen für die Anbieter überdurchschnittlich. Fallen die Unterstützungen weg, stürzt die Nachfrage ab. „Wer in guten Zeiten das Geld nicht zurückgelegt hat, bekommt nun die Rechnung präsentiert“, sagt ein Brancheninsider. Während Branchengrößen wie Fröling, Hargassner und ETA Eigenkapital aufgebaut haben, hat Windhager ein erhebliches Liquiditätsproblem bekommen.
Noch steht die Fördermühle. In Österreich läuft sie wieder an und verspricht zum Teil große Zuschüsse durch den Staat. Zu große, wie nicht wenige Beobachter kritisieren, die eine Überhitzung befürchten.
Letztlich kommt es aber darauf an, was in Deutschland passiert. Denn für die heimische Heizkesselbranche ist Deutschland mit Abstand der größte Markt und Umsatzbringer. Dort wurden zwar neue Förderungen versprochen. Aber es gebe noch keine Formulare. Und vor Mitte 2024 werde der Markt nicht anspringen.
Zusätzliche Probleme
Inwieweit Planungs- und Managementfehler zu den Kostensteigerungen bei Windhager geführt haben, wird im Insolvenzverfahren zu klären sein. Dass man bei Windhager die Wärmepumpe als zweites Standbein ohne eigene ausgeprägte Technologiekompetenz gewählt hat, hat in der Branche jedenfalls einige verwundert.
Tatsächlich hoffte man auf die Kompetenz von M-Tec. Die Mühlviertler haben selbst ein Wärmepumpenwerk in Pinsdorf, sie haben einst das Werk von ihrem in Insolvenz gegangenen Zulieferer Neura übernommen. „Als wir 2016 eingestiegen sind, haben wir 300 Wärmepumpen gebaut. 2023 waren es 4500“, sagt M-Tec-Chef Klemens Mittermayr. Die Firma hat zuerst für Windhager Wärmepumpen erzeugt, im Vorjahr ist Windhager selbst in die Produktion eingestiegen und hat in Erwartung eines großen Marktwachstums die Großinvestition in Pinsdorf begonnen. M-Tec hätte in dem Werk zugekauft. Mittermayr hofft zwar auf die Fortsetzung der Kooperation, Auswirkungen auf die eigenen Aktivitäten gebe es aber nicht. „Bis 2025 reichen unsere eigenen Kapazitäten. Wir wären maximal im Wachstum gebremst. Wir wollten kooperieren, uns aber nie abhängig machen.“
Wie stark die Auftragslage bei den Wärmepumpen schwankt, verdeutlicht Installateur Mittermayr: In der ersten Jännerwoche habe es mehr als 100 Anfragen gegeben – so viele wie in einem normalen Monat. Grund für diese Nachfragespitze sind die neuen Förderregeln.
Diese enormen Nachfrageschwankungen seien eine Riesenherausforderung. Karl Ochsner, Chef des gleichnamigen Wärmepumpenerzeugers, bestätigt, dass jede Veränderung der Förderregime den Markt enorm beeinflusse. Er habe im Sommer deshalb einen geplanten Werksneubau auf Eis gelegt.
Oberösterreichische Nachrichten