Energiewende: Was SPD-Politiker Mindrup in Freistadt lernte

10. Jänner 2024

Expertise des Stromspeicher-Entwicklers „neoom“ soll helfen, erneuerbare Energiegemeinschaften in Deutschland zu etablieren

freistadt. Der vor allem von privaten Hausbesitzern vorangetriebene Ausbau der Photovoltaik bringt Österreich zwar der Dekarbonisierung von Energieträgern näher. Weil die vielen neuen Anlagen die Leistungsfähigkeit der Stromnetze übersteigen, reagieren einige Netzbetreiber aber bereits mit einem Einspeisestopp. Der Ärger bei den PV-Anlagenbetreibern ist entsprechend groß: Sie schauen bei der Einspeisevergütung durch die Finger und fürchten, dass sich ihre Anlagen damit auf Sicht nicht rechnen.

„Wir haben tatsächlich das Problem, dass uns die Akzeptanz für die Energiewende abhandenkommt. Das hat damit zu tun, dass die günstigen Gestehungskosten alternativer Energien nicht bei den Kunden und vor allem nicht bei der Wirtschaft ankommen“, sagte dazu der ehemalige SPD-Bundestagsabgeordnete Klaus Mindrup am vergangenen Donnerstag bei einem Besuch des Freistädter Energiesystemanbieters „neoom“. Mindrup interessierte sich dabei für das Know-how von „neoom“ bei der Gründung Erneuerbarer Energiegemeinschaften (EEG). Diese sind ein Instrument, um Produzenten und Konsumenten von Strom auf regionaler Ebene zu vernetzen.

Von Österreich lernen

Mindrup, der als Architekt des deutschen Klimaschutzgesetzes gilt, ringt aktuell mit der Bundesregierung um einen rechtlichen Rahmen für diese Gemeinschaften: „Der Bundestag hat die Regierung aufgefordert, hier die notwendigen Regelungen zu schaffen. Aber diese weigert sich beharrlich.“ Diesen gesetzlichen Rahmen brauche es aber, um Energiegemeinschaften in die urbanen Regionen zu bringen und Haushalten mit geringeren finanziellen Mitteln eine Teilnahme zu ermöglichen.

Wie solche Gemeinschaften in Österreich bereits arbeiten, darüber informierte sich Mindrup bei seinem Aufenthalt in Freistadt sowie bei Energiegemeinschaften in Niederösterreich.

Bei „neoom“ betreut man derzeit 50 solcher Gemeinschaften bei der Steuerung ihrer Energieflüsse sowie bei der automatisierten Abrechnung. So auch in Freistadt selbst, wo unter der Ägide der Stadtgemeinde zwei EEGs gegründet, aber noch nicht für eine breite Mitgliedschaft geöffnet wurden. „Wir waren bei der Gründung der Meinung, wir könnten das als Gemeinde selbst organisieren. Mittlerweile bin ich heilfroh, dass wir mit ,neoom‘ einen kompetenten Partner haben, der uns diese Arbeit abnimmt“, sagt Umweltstadtrat Harald Schuh (FP). Auch diese Erfahrungen ließ sich Mindrup, der bei der Recherche über Netz-Innovationen auf „neoom“ aufmerksam geworden war, exakt schildern: „Wir sind in Deutschland beim Ausbau von Sonnen- und Windstrom relativ gut. Bei der Organisation können wir aber von Österreich lernen.“

Walter Kreisel, CEO und Gründer von „neoom“, begleitete Mindrup auf dessen Recherche-Reise zu Vorreitern der Energiewende. Auch er sieht in Bürgerbeteiligung einen Hebel, um die Energieversorgung nachhaltiger zu gestalten: „Um die Energiewende zu schaffen, müssen wir an mehreren Schrauben drehen. Dazu gehören Pumpspeicher-Kraftwerke genauso wie der Ausbau der Stromnetze und die intelligente Steuerung der Energieflüsse. Hier können wir bei neoom unser Wissen einbringen.“

Derzeit entwickeln die „neoom“-Programmierer eine App, mit der Endkunden ihre Stromspeicher daheim minutengenau zum Spotpreis beladen können. Kreisel: „Das geschieht in den Nachtstunden zu Preisen, die aktuell zwischen einem und vier Cent je Kilowattstunde liegen.“

Oberösterreichische Nachrichten

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