Die EVN kürzt die Ausbaupläne für das historische Kleinwasserkraftwerk Rosenburg am Kamp (Bezirk Horn) „auf ein Minimum“. Das ursprüngliche Projekt, das 2017 zur Umweltverträglichkeitsprüfung (UVP) eingereicht worden war, werde angesichts eines drohenden jahrelangen Rechtsstreits zurückgezogen, teilte der börsennotierte Energieversorger am Freitag in einer Aussendung mit. Stattdessen soll der Bestand saniert werden – ohne höhere Staumauer oder Unterwassereintiefung.
„Unsere Erwartung ist ein baldiger positiver Abschluss der Umweltverträglichkeitsprüfung mit anschließendem jahrelangem Rechtsverfahren durch alle Instanzen“, erläuterte EVN-Sprecher Stefan Zach. Angesichts der dafür nötigen Ressourcen habe man das Vorhaben – gemeinsam mit dem NÖ Umweltanwalt Tom Hansmann – noch einmal evaluiert: „Wir sind zur Entscheidung gekommen, das ursprüngliche Projekt zugunsten einer Bestandssanierung zurückzuziehen.“
Bisher konnten 1.200 Haushalte versorgt werden. Mit dem neuen Projekt soll die Erzeugungskapazität um 25 statt um 100 Prozent erhöht werden. Die beiden Kaplan-Turbinen werden ersetzt. Zudem werden Kraftwerksgebäude und Leittechnik erneuert und die Wehranlage saniert. Vorgesehen sind weder eine Stauzielerhöhung noch eine Unterwassereintiefung oder eine neue Zufahrtsbrücke. Das Vorhaben könnte günstigstenfalls bis Ende 2027 umgesetzt werden, hieß es.
Das Kraftwerk am Kamp erzeugt seit 1907 Strom für die Region. Bei einem Hochwasser 2002 wurde die Wehranlage größtenteils zerstört und danach provisorisch erneuert. Turbinen und andere Teile sind laut dem Unternehmen am Ende der Lebensdauer angelangt. Im Rahmen des für die UVP eingereichten Projekts war geplant, die Wehranlage mit einer Stauzielerhöhung von 1,6 Metern (maximal 5,6 statt bisher vier Meter) umzubauen. Damit sollte die Staulänge um rund 300 Meter auf künftig 1.031 Meter wachsen. Vorgesehen war eine Unterwassereintiefung von maximal eineinhalb Metern.
Die ursprünglichen Pläne in einem Natura-2000-Schutzgebiet waren auf Widerstand von NGOs gestoßen. Hansmann begrüßte laut Aussendung die Entscheidung der EVN: „Rosenburg kann damit zu einem Symbol des sinnvollen Kompromisses werden. Die Wasserkraft ist eine tragende Säule für die erneuerbare Energieproduktion in Niederösterreich. Um die hoch gesteckten Energieziele zu erreichen, müssen wir bestehende Standorte wie Rosenburg erhalten, modernisieren und dabei – wie überall – auf die wertvolle Natur und Umwelt achten.“ Der NÖ Umweltanwalt zeigte sich überzeugt, „dass die aktuelle Entscheidung genau das zustande bringt“.
„Für das Kamptal ist dieser Kompromiss eine sinnvolle Lösung, da die Eingriffe in die Natur dabei in einem vertretbaren Ausmaß erfolgen“, reagierte Gerhard Heilingbrunner, Präsident des Kuratoriums Wald und Ehrenpräsident des Umweltdachverbandes. Die EVN habe einen Mittelweg „zwischen Naturschutz und dem dringend notwendigen Klimaschutz bzw. erneuerbaren Energien eingeschlagen, der von uns Naturschützern sehr begrüßt wird“. Für Franz Maier, Präsident des Umweltdachverbandes, ist das Vorhaben „eine richtige Entscheidung für Natur und Umwelt und ein guter Kompromiss“: „Sanierung und Repowering eines bestehenden Kraftwerks bei gleichzeitiger Ökologisierung muss einem Neubau immer vorgezogen werden“, teilte er in einer Aussendung mit.
APA