Voest-Chef: Strompreis-Kompensation bis 2030 verlängern

23. Jänner 2024, Wien/Linz
Voest-Chef Herbert Eibensteiner beklagt hohe Stromkosten
 - Wien, APA/HELMUT FOHRINGER

Voestalpine-Chef Herbert Eibensteiner will seine Betriebe nicht als Wahlkampf-Kulisse zur Verfügung stellen, damit hat das österreichische Vorzeigeunternehmen in der Vergangenheit schlechte Erfahrungen gemacht. Wünsche an die Politik hat Eibensteiner aber – vor allem will er von der jetzigen Regierung noch eine Verlängerung der aktuell auf ein Jahr befristeten Strompreiskompensation bis zum Jahr 2030.

Die Strompreiskompensation – in Österreich ist sie im „Strompreiskosten-Ausgleichsgesetz“ geregelt – habe sich in allen wichtigen Industrieländern der EU als Standortschutz langfristig bewährt, sagte Eibensteiner am Montagabend vor Journalisten in Wien. „Seitens der EU könnte Österreich dieses wirksame Instrument jederzeit verlängern, es scheitert somit ausschließlich am heimischen politischen Willen.“ Durch die Transformation hin zur „grünen“ Stahlproduktion werde der Strombedarf weiter steigen, „daher ist das Zögern bei dieser wichtigen standortpolitischen Maßnahme für uns unverständlich“.

Die voestalpine ist in Österreich für rund 15 Prozent der Kohlendioxid-Emissionen verantwortlich. Deshalb will sie mit ihrem Investitionsprogramm „Greentec Steel“ in einem ersten Schritt in Linz und in Donawitz um insgesamt 1,5 Mrd. Euro je einen Hochofen durch einen Elektrolichtbogenofen ersetzen, der mit Ökostrom betrieben wird. Dadurch sollen die CO2-Emissionen der voestalpine bei der Stahlproduktion in Österreich um bis zu 30 Prozent sinken – für Österreich bedeutet das eine Reduktion der CO2-Emissionen um 5 Prozent. Der Bau soll heuer beginnen, die Inbetriebnahme ist für 2027 geplant.

Von der aktuellen Regierung erwartet sich Eibensteiner auch Regelungen für den beschleunigten Netzausbau sowie einen Rahmen für Betriebskostenunterstützungen aus dem Transformationsfonds.

Die künftige Regierung sollte aus seiner Sicht einen besseren Ausgleich zwischen Industriepolitik und Klimaschutz finden, einen stärkeren Fokus auf den Ausbau der Energie-Infrastruktur legen und auf die international wettbewerbsfähige Verfügbarkeit von erneuerbarem Strom, Wasserstoff und Biogas. Dafür sei eine klare Kompetenz- und Ressortzuteilung in den Ministerien notwendig, um eine klimaneutrale und wettbewerbsfähige Industrie zu ermöglichen. Die Energiekosten in Österreich seien im europäischen und internationalen Vergleich viel zu hoch, warnt der Voest-Chef.

Auf europäischer Ebene wünscht er sich eine einheitliche Förderpolitik, ausreichende Fördermittel und ein „handhabbares“ Beihilferecht. „Aber bitte nicht noch mehr Bürokratie, davon haben wir jetzt schon genug.“

Die voestalpine beschäftigt weltweit rund 51.000 Leute, davon 23.600 in Österreich. Im Geschäftsjahr 2022/23 erzielte sie bei einem Umsatz von 18,2 Mrd. Euro ein operatives Ergebnis (EBITDA) von 2,5 Mrd. Euro. Für das laufende Geschäftsjahr sieht es nicht ganz so rosig aus, das EBITDA soll bei etwa 1,7 Mrd. Euro liegen.

APA

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