Der Weg zum Umbau der OMV ist noch weit

2. Feber 2024, Wien

OMV schrumpft das Asiengeschäft und tut neue Gasquellen auf. Die Chemie ist im Tief, man verdient weniger, aber noch immer gut.

Wenige Tage vor Weihnachten hatte es so ausgesehen, als wäre die Neuordnung des Chemiegeschäfts der teilstaatlichen OMV und der staatlichen Ölgesellschaft Abu Dhabi National Oil Company (Adnoc) unter Dach und Fach. Aus den miteinander verflochtenen Töchtern Borealis und Borouge soll ein globaler Petrochemie- und Kunststoffriese mit 20 Mrd. Euro Umsatz entstehen. Doch es spießt sich dem Vernehmen nach an Details wie Jobgarantien oder Sitz und der Börsennotiz des Konzerns.

„Wir sind nach wie vor in laufenden und ergebnisoffenen Verhandlungen. Sie werden verstehen, dass ich diese nicht kommentieren kann“, sagte OMV-Vorstandsvorsitzender Alfred Stern am Donnerstag bei der Präsentation der Konzernbilanz 2023 – nicht zum ersten Mal. Das Ergebnis – das zweitbeste der Unternehmensgeschichte nach dem Rekordjahr 2022 – war erneut vom Krieg in der Ukraine und zuletzt den Spannungen im Nahen Osten geprägt. Der Ölpreis war aber um fast 20 Prozent niedriger als im Jahr davor, der Gaspreis sogar um 66 Prozent geringer; die Gesamtproduktion der OMV ging um sieben Prozent auf 364.000 Fass pro Tag zurück. Und das zukunftsträchtige Chemiegeschäft befindet sich aus konjunkturellen Gründen aktuell weltweit im Abschwung.

Konkret ging der Umsatz auf knapp 40 Mrd. Euro zurück. Das um Lagerhaltungsverluste oder -gewinne bereinigte operative Ergebnis (vor Sondereffekten), eine wichtige Kennzahl der Branche, brach um fast die Hälfte auf 6,02 Mrd. Euro ein. Fast drei Viertel des Gewinns kamen aus der Öl- und Gasförderung. Die Kunststoffseite, also Borealis, steuerte nur magere 94 Mill. Euro bei. Unterm Strich verdiente Österreichs größtes Unternehmen 1,9 Mrd. Euro (nach 5,17 Mrd. Euro 2022). Zur Erbauung der Aktionäre soll ähnlich wie im Vorjahr zur regulären eine Sonderdividende ausgeschüttet werden, in Summe 5,05 Euro je Aktie, wie der Konzern bereits am Mittwoch angekündigt hat. Der zuletzt eher maue Börsenkurs stieg.

2023 sei für die OMV „trotz erheblichen Gegenwinds“ ein weiteres erfolgreiches Jahr gewesen, betonte Stern mit Verweis auf die Erschließung neuer Erdgasquellen in Norwegen sowie Lieferverträge für Flüssiggas etwa mit den USA ab 2030. Sollte der russische Gasfluss über die Ukraine ab 2025 ausfallen, könnte die OMV ihre Kunden bedienen, bekräftigt der Konzernchef.

Gegen die „Enteignung“ der (zur Gänze abgeschriebenen) OMV-Beteiligungen am russischen Gasfeld Juschno-Russkoje durch den Kreml werden „alle notwendigen und zweckmäßigen Schritte “ ergriffen. Beim Gas-Hoffnungsprojekt Neptun Deep im Schwarzen Meer vor der Küste Rumäniens sind laut Stern 80 Prozent der Ausführung abgeschlossen. „Wir gehen davon aus, dass die Nachfrage nach Erdgas als Brückentechnologie bis 2040 aufrecht bleibt“, sagte Stern.

Der Rückzug aus anderen Weltgegenden wird indes fortgesetzt. Am Mittwoch hatte die OMV den Verkauf ihres Hälfteanteils am malaysischen Öl- und Gasunternehmen SapuraOMV an den französischen Energiekonzern TotalEnergies bekannt gegeben. Umgerechnet 833 Mill. Euro wird das einbringen. Geplant ist auch der Verkauf der OMV New Zealand, ein Engagement, das in der Vergangenheit immer wieder auf Kritik von Umwelt- und Artenschützern gestoßen ist.

Parallel dazu investiert die OMV in „kohlenstoffarme“ Technologien wie Geothermie zur Wärmeversorgung, mechanisches und chemisches Kunststoffrecycling oder die Produktion von nachhaltigem Flugbenzin aus Pflanzenöl oder synthetischen Stoffen.

von Monika Graf

Salzburger Nachrichten

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