Kritik aus Österreich an möglichem AKW-Ausbau in Tschechien

6. Feber 2024, Prag/Wien/St. Pölten
AKW-Bau in Temelin regt auf
 - Temelin, APA/TECHT Hans Klaus

Die Ausweitung des Ausbaus von Atomenergie in Tschechien sorgt für Kritik aus Österreich. Angesichts einer Ausschreibung für bis zu vier neue Reaktoren im südmährischen Kraftwerk Dukovany und am südböhmischen Standort Temelín orten die Grünen ebenso wie der oö. LH Thomas Stelzer und der nö. LH-Stv. Stephan Pernkopf (beide ÖVP) ein „Sicherheitsrisiko“. Ähnlich der nö. SPÖ-Chef Landesrat Sven Hergovich, der eine „massive Gefährdung der niederösterreichischen Bevölkerung“ sah.

„Wir dürfen nicht zulassen, dass Tschechien bis zu vier neue Atomreaktoren unweit der österreichischen Grenze baut. Das ist nicht nur ein klimapolitischer Wahnsinn, sondern auch ein erhebliches Sicherheitsrisiko für die österreichische Bevölkerung“, reagierte Abg. Martin Litschauer, Anti-Atom-Sprecher der Grünen. „Abgesehen davon, dass Atomstrom teuer und gefährlich ist, ist es unerträglich, dass die europäischen Staaten in Zeiten der Klimakrise im Jahr 2024 immer noch auf diesen klimaschädlichen Energieträger von vorgestern setzen und damit den Ausbau der erneuerbaren Energien ausbremsen“, hielt er in einer Aussendung fest.

Auch in den Ländern ist man verärgert über die Atom-Pläne des Nachbarstaates: „Ein Ausbau der tschechischen Atommeiler, wie er nun angekündigt wurde, ist ein massives Sicherheitsrisiko für uns alle“, findet der oö. LH Stelzer. „Das konterkariert jeden Versuch, die Energieversorgung auf umweltfreundliche Technologien umzustellen.“ Man müsse alle zur Verfügung stehenden Hebel in Bewegung setzen, um den Ausbau zu verhindern, sieht er die Bundesregierung „gefordert, geschlossen und entschieden dagegen aufzutreten“.

„Selbst der ehemalige Chef des tschechischen Energiekonzerns CEZ kritisiert die Entscheidung, vor allem weil es zu wenig qualifizierte Experten gibt“, erklärte der nö. Landesvize Pernkopf in einer schriftlichen Stellungnahme. „Unser Weg in Österreich und Niederösterreich ist der sichere und saubere Weg der Erneuerbaren Energie.“

Hergovich bezeichnete den geplanten Ausbau des Kraftwerks Dukovany als „Anschlag auf die österreichisch-tschechischen Beziehungen“. „Ich verlange, dass sofort der Botschafter einbestellt wird und unmissverständlich klargestellt wird, dass Österreich einen derartigen Ausbau als massive Bedrohung der nationalen Sicherheit sieht, der nicht konsequenzlos bleiben wird“, sah der SPÖ-Politiker die türkis-grüne Koalition im Bund und die schwarz-blaue Landesregierung in der Pflicht.

Anstatt eines bisher geplanten neuen Reaktors in Dukovany ist nun in einer Stellungnahme der Prager Regierung an die französische Gesellschaft EDF und die südkoreanische KNHP von „bis zu vier neuen Blöcken“ in Dukovany und in Temelin die Rede. Bei tschechischen Experten löste die Ausweitung widersprüchliche Reaktionen aus.

APA