80.000 StromkundInnen der IKB wollen wie die 220.000 der Tiwag für zu viel bezahlte Rechnungen entschädigt werden. Doch darüber tobt ein Streit.
Solange der Strompreis niedrig war, herrschte sozusagen Hausfrieden. 250 Millionen Euro hat die Tiwag seinerzeit für 49,99 Prozent der IKB-Aktien gezahlt. Seit seinem Einstieg bei den Innsbrucker Kommunalbetrieben (IKB) erhielt der Landesenergieversorger Tiwag bisher Dividenden von 130 Mio. Euro. Zugleich wurde ein Betriebsführervertrag abgeschlossen.
Der Landesenergieversorger ist damit auch für den gesamten Stromvertrieb für die 80.000 IKB-KundInnen zuständig. Die Preise von Tiwag und IKB müssen deshalb
Ich teile die Meinung der Tiwag in keinster Weise. Der Betriebsführungsvertrag ist einzuhalten.“
Georg Willi/Grüne (Bürgermeister)
(fast) ident sein mit einer maximalen Spreizung von zwei Prozent. Für den Strom, den die IKB von der Tiwag beziehen, gibt es zudem ein exakt berechnetes Kostenmodell – mit Ausgleichszahlungen der Tiwag, sollten die IKB ein Mindestbetriebsergebnis nicht erreichen.
Zuletzt mussten die IKB jedoch teuer bei der Tiwag einkaufen und danach die Preise auf Tiwag-Niveau herunterbremsen. Das drückt auf das Ergebnis und erhöht die Ausgleichszahlungen. Jetzt kommt noch das Strom-Urteil und der Vergleich der Tiwag mit der AK hinzu.
Der hat genauso Folgen für die IKB, die Arbeiterkammer fordert wie bei der Tiwag ebenfalls Entschädigungen für die Stromkunden. Ersten Berechnungen zufolge dürften das 20 Mio. Euro sein. Während die Stadt Innsbruck als Mehrheitseigentümerin der IKB auf den Syndikatsvertrag pocht und die Tiwag finanziell in die Pflicht nimmt, argumentiert diese mit den außergewöhnlichen Umständen durch die Energiekrise: Und diese seien im Betriebsführungsvetrag nicht abgebildet. Sowohl was die Ausgleichszahlungen für 2023 von sieben Mio. Euro betrifft als auch die Rückzahlungen.
Dass die IKB bei den Vergleichsgesprächen mit der AK außen vor waren, stört Bürgermeister Georg Willi (Grüne) besonders. „Ich teile nämlich die Meinung der Tiwag in keinster Weise. Für mich ist der Betriebsführungsvertrag einzuhalten.“ Willi wirft dem Landesenergieversorger Kindesweglegung vor. Denn: „Aktuell müssen die IKB für den zugekauften Strom 29 Cent bezahlen. Der Kunde bezahlt 12,7 Cent. Daher ist das Stromgeschäft derzeit defizitär.“
Die Tiwag sieht nach ihrer rechtlichen Einschätzung jedoch keinen Zusammenhang mit laufenden Verträgen mit den IKB. „Es liegt an der IKB AG und ihren Organen zu entscheiden, ob sie eine Einigung mit AK aus Unternehmensinteresse herbeiführen wollen. Als Minderheitsaktionär wird die Tiwag gegebenenfalls eine solche Entscheidung im Interesse des Unternehmens wohlwollend prüfen“, heißt es in einer Stellungnahme.
Für die 80.000 IKB-Stromkunden heißt es jedenfalls „bitte warten“. Möglicherweise müssen die Gerichte darüber entscheiden.
Tiroler Tageszeitung