Klima-Diskussion spart systemtragende Bevölkerungsgruppe aus

16. Feber 2024, Wien
Bertram Barth, Daniel Huppmann Christian Kdolsky
 - Wien, APA/GEORG HOCHMUTH

Die Klimakrisen-Diskussion spricht nicht die „systemtragende politische Mitte“ der Bevölkerung an, kritisierten Experten Freitag bei einer Pressekonferenz in Wien. Diese Gruppe (adaptiv-pragmatische-Mitte) habe ein sehr hohes Sicherheitsbedürfnis, die größte Angst vor dem Klimawandel und sei bereit, etwas dagegen zu tun. Ein „Zukunftsbündnis“ unter der Leitung des Vereins Klimavolksbegehren will ihre Ideen sammeln, wissenschaftlich auswerten und der Politik vorlegen.

Derzeit konzentriert sich der Dialog um Maßnahmen gegen die Klimakrise in Form von Auseinandersetzungen auf die „alte nostalgische Mitte“, die aber nicht mehr staatstragend ist, erklärte Bertram Barth vom Marktforschungsinstitut Integral in Wien. Deren Taktik sei, die Augen vor dem Problem zu schließen und zu erklären: „Wir lassen uns unser Schnitzel und die Urlaubsflugreisen nicht verbieten.“ Diese Gruppe werde aber zunehmend zur Randgruppe.

Deshalb sollte man sich auf jene adaptiv-pragmatische-Mitte konzentrieren, die aktuell in Österreich „systemtragend“ ist, so Barth. Diese Gruppe besteht vorwiegend aus jungen Paaren und Familien mit eher unterdurchschnittlichem Bildungsgrad und mittlerem Haushaltseinkommen. Vorwiegend arbeiten diese Leute als Angestellte, sie sind flexibel und weltoffen, zeigen ausgeprägtes Nützlichkeitsdenken und lieben Spaß, Komfort sowie Unterhaltung. Für diese Menschen sei aber vor allem „Sicherheit“ im Leben wichtig.

Moralische Erzählmethode bringt nichts

Die moralische Erzählmethode, man müsse alles ändern und zwar sofort, würde diese Leute überfordern, berichtete er. Charakteristisch für sie ist, dass sie einen gut geplanten Schritt nach dem anderen setzen. Das heißt, sie würden von der Politik kommunizierte schrittweise Maßnahmen gegen den Klimawandel (mit-)tragen.

„Mit der adaptiv-pragmatischen-Mitte redet aber niemand“, sagte der Marktforscher, diese zentrale Gruppe würde „derzeit komplett vernachlässigt“. Dies soll eine „Dialogoffensive“ ab Dienstag (20. Februar) ändern, erklärte Christian Kdolsky vom Verein Klimavolksbegehren. Gemeinsam mit sozialen Organisationen wie dem Roten Kreuz, der Caritas und Glaubensgemeinschaften, sowie den österreichischen Klimabündnis-Gemeinden, Wissenschaftern und „prominenten Persönlichkeiten“ will man in den Gemeinden und via Internet an diese Menschen herantreten. Ihre Ideen würden gesammelt und wissenschaftlich ausgewertet. Eine Übersicht, „was die Bevölkerung will“, soll zusammengestellt und an die Politik übergeben werden, so Kdolsky.

APA

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