Kelag-Kraftwerk nur im Konsens mit Bürgern

20. Feber 2024

Für 200-Millionen-Euro-Projekt laufen die Vorbereitungen. Ehe Kraftwerk und ein 17 Kilometer langer Stollen gebaut werden, will Kelag alle Betroffenen einbinden.

Ein Großprojekt steht im Mölltal an: Die Kelag plant, rund 200 Millionen Euro in ein Schwallausgleichskraftwerk in Kolbnitz zu investieren. Betroffen ist nicht nur die Gemeinde Reißeck, sondern auch Obervellach und Flattach, denn durch diese drei Gemeinden wird ein 17Kilometer langer unterirdischer Stollen für den Triebwasserweg zwischen Außerfragant und Rottau errichtet werden. Mit dem Kraftwerk sollen der Wasserschwall aus dem Kraftwerk Außerfragant und ein Teil aus dem Kraftwerk Gößnitz gefasst und durch besagten Stollen bis in die Nähe des Ausgleichsbeckens Rottau geleitet werden, wo es schließlich zur Stromerzeugung genutzt wird.
„Mit dem Schwallausgleichskraftwerk Kolbnitz gelingt es uns, die Schwall-Sunk-Thematik an der Möll zu lösen und den ökologischen Zustand des Flusses zwischen Außerfragant und Rottau zu verbessern“, sagte Christian Rupp, Kelag-Bereichsleiter, im Herbst 2023. Und weiter: „Das Kraftwerk Kolbnitz ist Teil der Energiewende in Kärnten, es wird Strom aus Wasserkraft für 30.000 Haushalte erzeugen. Bau und Betrieb werden zur Wertschöpfung in Kärnten, vor allem im Mölltal beitragen.“

Der Baubeginn

kann nicht abgeschätzt werden: Den aktuellen Projektstand erklärt Josef Stocker, Pressesprecher der Kelag: „Wir arbeiten an der Projektentwicklung und Umweltverträglichkeitserklärung, das heißt, an der technischen Machbarkeit und den ökologischen und rechtlichen Rahmenbedingungen. Dazu gehören auch Probebohrungen, um die geologischen Verhältnisse zu erkunden und Messungen zur Beweissicherung von Quellschüttungen. Zusätzlich sichern wir im Projektgebiet Grundstücke und Rechte, die für die Realisierung des Projektes notwendig sind.“ Ende dieses Jahres wolle man diese Planungen abschließen.

Mit Vertretern der Gemeinden und des Tourismusverbandes gibt es in gewissen Abständen Infogespräche. Gerhild Hartweger, Obfrau des Tourismusverbands Mölltal, sagt, dass die touristische Nutzung der Möll nicht mehr in dem Ausmaß möglich sein wird, wie es bisher der Fall ist: „Das wilde Wassers ist in unserem Leitbild verankert. Wenn das neue Kraftwerk steht, wird die Möll weniger Wasser führen, sodass Rafting oder Paddeln nicht mehr möglich sein werden. Diese Angebote für Familien und Jugend müssen durch andere ersetzt werden.“ Vorstellbar wären für sie Wanderwege mit Wassererlebnisplätzen, ein Hochseilgarten oder eine „Riverwave“, dabei handelt es sich um eine künstliche Surfwelle.

„Im Gespräch mit der Kelag sind unter vielen Ideen auch ein Badehaus am Rottaustausee oder eine Wasser-Erlebniswelt, in der die Nutzung von Wasserkraft erlebbar gemacht werden soll, diskutiert worden. Ein Vorteil durch den Wegfall des Schwall-Sunk-Betriebes ergibt sich für die Fischerei, die von der gleichmäßigen Strömung profitieren wird“, sagt Hartweger.

Den Bürgermeistern ist wichtig, dass das Projekt für die Bürger passt. Stefan Schupfer (Reißeck): „Die Behördenverfahren für Schürfe und Probebohrungen für den Stollenbau sind weitgehend abgeschlossen. Uns ist wichtig, dass alle Quellen, die im Umfeld des Stollens sind, über mehrere Jahre beweisgesichert werden. Wasser ist angesichts des Klimawandels, der Trockenheit und Borkenkäferproblematik ein Gut, das nicht gefährdet werden darf.“
Kollege Arnold Klammer (Obervellach) betont, dass ein Projekt wie dieses vor 15 Jahren wohl nicht möglich gewesen wäre: „Infolge des geforderten Ausbaus von erneuerbaren Energien kann man sich gegen Energiegewinnung aus Wasserkraft nicht mehr aussprechen.“ Das wurde von Energiereferentin, Landesrätin Sara Schaar, untermauert: „Das Kärntner Ausbauziel bei Wasserkraft auf Basis des Erneuerbaren-Ausbau-Gesetzes beträgt 300 Gigawattstunden bis zum Jahr 2030. Mit Realisierung des Kraftwerks Kolbnitz wäre ein Drittel dieses Zieles bereits erreicht.“

Kurt Schober, Gemeindechef von Flattach: „Der Dialog zwischen uns drei Bürgermeistern und der Kelag ist in dieser Phase wichtig. Ein Projekt wie dieses hat nachhaltige Auswirkungen und muss der Region Vorteile bringen.“ Wie gesagt, bis diese bisher größte Einzelinvestition der Kelag, spruchreif ist, ist man noch ein großes Stück entfernt.
Diskutiert werden ein Badehaus am Rottau-Stausee oder eine Wasser-Erlebniswelt. Gerhild Hartweger

von Martina Pirker

Kleine Zeitung