Behörde: Strom und Gas sind oft noch zu teuer

28. Feber 2024, Linz

Die Preise sollten bald stärker sinken, mahnt die E-Control. Viele Versorger sitzen aber noch auf teuer zugekauften Energiemengen.

Die Großhandelspreise für Strom und Gas sind deutlich unter 100 Euro pro Megawattstunde (MWh) gesunken, also unter 10 Cent pro Kilowattstunde (kWh). Am Freitag war Erdgas so billig wie seit Mai 2021 nicht mehr (22,31 Euro).

Das liegt an gestiegenen Kraftwerks-Kapazitäten in Europa, der schwachen Konjunktur, dem milden Winter und vollen Speichern. Die Terminmärkte weisen auch auf eine stabile Entwicklung in den nächsten zwölf Monaten hin. Risiken bleiben natürlich bestehen.

Marktprüfungen laufen

Mittlerweile gibt es auch für private Haushalte wieder Angebote zwischen fünf und 15 Cent brutto pro kWh Arbeitspreis bei Gas und Strom, vor allem von alternativen Anbietern, die Mengen kurzfristig einkaufen, und Diskontschienen.

„Viele andere sind aber zu teuer. Es ist etwa nicht erklärbar, warum für Strom bei Neukunden um die 20 Cent pro kWh verlangt werden“, sagt Johannes Mayer, Volkswirt der Regulierungsbehörde E-Control. Das sei kein üblicher Aufschlag auf den Großhandelspreis. Ein Grund könne sein, dass Versorger den Unterschied zu Bestandskunden nicht zu groß werden lassen wollen. Eine Möglichkeit wäre auch Gewinnmaximierung. „Aber das ist noch Gegenstand von Prüfungen der Bundeswettbewerbsbehörde und E-Control“, sagt Mayer. Dass die Tarife für Bestandskunden deutlich höher sind, sei eher erklärbar, da Landesversorger und Stadtwerke langfristig Mengen einkaufen und dies 2022 teuer erfolgt sei, sagt Mayer: „Aber in den nächsten Wochen oder Monaten sollte es auch hier zu Preissenkungen kommen, weil günstigere Mengen im Energiemix sind.“

Die E-Control empfiehlt, Tarife zu vergleichen und Anbieter zu wechseln, wenn man nicht gebunden ist. In Oberösterreich kann man bis zu 1074 Euro im Jahr sparen. Die Grafik oben zeigt den Preismonitor der E-Control vom 1. Februar (die Strompreisbremse wird hier nicht berücksichtigt).

Sind alternative Anbieter seriös? Laut Mayer ja: „Einige wenige sind in der Krise verschwunden, das ist richtig, aber auch traditionelle Versorger haben teils Verträge gekündigt.“ Konsumentenschützer kritisieren oft mangelnden Service bei Alternativen. Für Mayer ist es auch eine Überlegung, „dynamische Produkte zu wählen, die passen sich am schnellsten an Großhandelspreise an.“ Sprünge müsste man hier natürlich aushalten können.

Die Energie AG hatte bis Ende 2022 eine Preisgarantie und verlangt derzeit zwischen 23,61 und 26,14 Cent für Strom und 9,98 bis 14,35 Cent für Gas, für Neu- und Bestandskunden. Der 20-prozentige Gasrabatt wurde bis Ende September verlängert. „Unsere Preise unterliegen langfristiger Planung“, teilt die Energie AG mit: „Diese Art der Beschaffung war die Grundlage, dass Bestandskunden sicher durch die turbulenten Winter der Vorjahre versorgt werden konnten.“

Die Linz AG senkt mit 1. März die Neukundentarife – bei Strom um 15 Prozent auf 21,65 Cent, bei Gas um 42 Prozent auf 8,85 Cent. Bei Bestandskunden sind es 18,54 bzw. 8,90 Cent. „Unsere Bestandskundentarife waren während der gesamten Energiekrise auf einem niedrigen Niveau“, so die Linz AG.

Die Welser eww-Gruppe verlangt bei Gas knapp elf Cent, bei Strom zwischen rund 25 und 27 Cent. Wels Strom hat die Preise am 1. Jänner um 9,5 Prozent gesenkt. „Unsere langfristige Beschaffungsstrategie bringt Kunden Preisstabilität und Planungssicherheit“, teilt eww mit.

Auch Oesterreichs Energie und der Fachverband Gas Wärme verweisen auf langfristige Beschaffung, die Preisspitzen abfedere.

Ob die Preise wegen der staatlichen Strompreisbremse nicht stärker sinken? Das werde derzeit auch geprüft, sagt Mayer. Die Wechselwilligkeit der Kunden sei von der Bremse weitgehend unberührt.
„Bei Neukunden ist nicht erklärbar, warum um die 20 Cent pro Kilowattstunde verlangt werden, bei Bestandskunden schon eher.“

Johannes Mayer, Volkswirt der E-Control

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