Hohe Strompreise und viel Wasser brachten Verbund Rekordergebnis

18. März 2024

Dividende wird von 3,60 auf 4,15 Euro je Aktie erhöht, Republik erhält inklusive Steuern 1,12 Milliarden Euro zurück

Österreichs größter Stromerzeuger Verbund schwimmt im Geld. Hohe Strompreise im Großhandel als Folge von Erschütterungen auf den Energiemärkten nach dem Einmarsch Russlands in der Ukraine sowie eine vergleichsweise gute Wasserführung haben dem börsennotierten Konzern 2023 mit 2,26 Milliarden Euro ein um 30 Prozent höheres Konzernergebnis beschert, so viel wie noch nie. Jeder Euro, der nach Dividendenzahlung, Gewinnabschöpfung und Steuerleistung übrig bleibe, werde reinvestiert, sagten Verbund-Chef Michael Strugl und Finanzvorstand Peter Kollmann bei der Bilanzpräsentation am Donnerstag.

Und investiert werden muss so viel wie nie, um die Energiewende zu einem guten Ende bringen zu können. Allein bis 2026 sind 5,5 Milliarden an Investitionen vorgesehen, mehr als 1,7 Milliarden jeweils für den Ausbau der Netze samt neuen, zusätzlichen Umspannwerken sowie Windkraft- und Photovoltaikanlagen, gut 1,4 Milliarden für Effizienzsteigerungsmaßnahmen und den Neubau von Wasserkraftwerken, gut 600 Millionen für Stromspeicher und anderes. Deshalb sei es gut und notwendig, dass Investitionen in Erneuerbare gegengerechnet und damit die staatlich angeordnete Abschöpfung außertourlicher Gewinne gemindert werden kann.

2023 hat der Verbund etwas mehr als 90 Millionen Euro an Energiekrisenbeitrag-Strom, vulgo Übergewinnsteuer, abgeführt. Heuer werde es um einiges weniger sein, zumal auch die Strompreise im Großhandel deutlich gesunken sind, sagte Kollmann, ohne eine Prognose über die genaue Höhe zu wagen.

In Summe bekommt der Staat vom Verbund heuer mehr als 1,12 Milliarden Euro überwiesen: neben den gut 90 Millionen an Gewinnabschöpfung noch 450 Millionen an Steuern und etwa 650 Millionen an Dividende für den 51-Prozent-Anteil der Republik. Die Dividende wird vorbehaltlich der Zustimmung der Hauptversammlung Ende April von 3,60 auf 4,15 Euro angehoben, wobei darin eine Sonderdividende in Höhe von 0,75 Euro je Aktie enthalten ist.
Mit der höheren Dividende wolle man die Aktionäre entsprechend am Unternehmenserfolg teilhaben lassen. Weil die Preise an den Strombörsen mittlerweile gesunken sind, dürften die letztjährigen Ergebnisse heuer wohl außer Reichweite sein. Bereits Anfang Februar hat der Verbund eine entsprechende Mitteilung gemacht. Das Konzernergebnis wird heuer zwischen 1,3 bis 1,75 Milliarden Euro erwartet, das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda), das 2023 um 40 Prozent auf 4,49 Milliarden Euro gestiegen ist, zwischen 2,6 und 3,3 Milliarden Euro.
Die große Bandbreite begründete der Finanzvorstand mit großen Unsicherheiten bezüglich Strompreisentwicklung und Wasserführung. Ein Euro Unterschied bei den Strompreisen im Großhandel wirke sich mit 25 Millionen Euro im Ebitda aus.

Großhandel ist das eine, Endkundengeschäft das andere. Mit Haushaltskunden, teils aber auch mit Industrie und Gewerbe, habe der Verbund auch 2023 Verluste gemacht. Als Größenordnung nannte Strugl einen dreistelligen Millionenbetrag. Die Absatzgesellschaft habe Strom im Voraus teuer eingekauft, konnte die Kosten aber nicht voll überwälzen. Weil sich Strom inzwischen im Einkauf verbilligte, hat der Verbund bereits vor Wochen Preissenkungen für Endkunden angekündigt beziehungsweise bereits realisiert.

Der Löwenanteil der Erzeugung, rund 92 Prozent, entfällt beim Verbund auf Wasserkraft, etwa vier Prozent auf Wind, zwei Prozent auf Wärmekraft, ein Prozent auf Photovoltaik (PV) und weniger als ein Prozent auf Batteriespeicher. Gerade bei Wind und PV gibt es ehrgeizige Ausbaupläne. Bis 2030 sollen 25 Prozent der Erzeugungsleistung aus neuen Erneuerbaren kommen, wobei der Schwerpunkt dank vieler Sonnenstunden in Spanien und Italien liegen dürfte.

Bei der Gasleitung in Oberösterreich (WAG Loop) ist der Verbund guter Dinge, es gibt eine Zusage seitens des Finanzministeriums für rund 70 Millionen Euro für den rund 200 Millionen Euro teuren Ausbau. Mit dem Projekt betraut ist Gas Connect Austria (GCA), an der der Verbund 51 Prozent hält. Noch hänge die Investitionsentscheidung aber an einem neuen Tarifmodell, das der GCA das Überleben sichern soll. Sollte die GCA den WAG Loop aus wirtschaftlichen Gründen nicht bauen können, könnte eine Sondergesellschaft mit Beteiligung der Republik eine Alternative sein.

Der Standard

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