Ausbau-Milliarden sind „beherrschbar“

10. Mai 2024

Neun Milliarden will die APG in Österreichs Stromnetzepumpen. Nur das „Go“ fehlt.

Die Kosten für den Netzausbau sind gering im Vergleich zum Nutzen für Generationen“, sagt Thomas Karall. Die Austrian Power Grid ist in Österreich für das überregionale Stromnetz verantwortlich. Ihr Vorstandschef Gerhard Christiner und Finanzchef Karall appellieren an die Politik, endlich auf den Startknopf zu drücken und mehr Ausbautempo zu ermöglichen – so wie das in anderen EU-Ländern bereits passiere. Karall wörtlich: „Bitte lasst uns arbeiten.“

Das Stromnetz ist das Nadelöhr der Energiewende: An Tagen mit viel Wind und Sonne gibt es inzwischen riesige Stromüberschüsse in Ostösterreich, die nicht in den Westen kommen. 2030 könnte es 20.000 MW Überschuss im Osten geben, derzeit gebe es nur für 3000 MW Transportkapazität zwischen Ost und West. Schon jetzt wird an manchen Tagen Leistung massiv gedrosselt. In Donaukraftwerken werden die Wehre geöffnet, Windräder abgebremst oder abgeschaltet.

Brandneu ist das Problem nicht, im Gegenteil, aber das ist genau das Problem: Bei zwei wichtigen Gesetzen geht nichts weiter. „Der Streit um schaffbare Szenarien blockiert uns“, so Karall. Jährlich zwischen 400 und 450 Millionen Euro zu investieren, sei dagegen „beherrschbar“. 2023 kosteten die Hunderten APG-Eingriffe zur Stabilisierung des Stromnetzes bereits 138 Millionen Euro, betont Christiner.

Ökonom Christian Helmenstein vom Economica-Institut rechnet vor, dass die Investitionen bis 2034 eine zusätzliche Wertschöpfung von 6,57 Milliarden Euro auslösen und 90.000 Arbeitsplätze sichern. Die Kosten des Netzausbaus Österreichs belasteten das BIP mit 0,1 oder 0,2 Prozent netto im Jahr, der Import fossiler Energieträger mit 2,25 bis 3,25 Prozent des BIP. „Das sind die Dimensionen, die wir gegenüberstellen sollten“, sagt Helmenstein. Stefan Bruckbauer, Chefökonom der Unicredit Bank Austria, zeigte kürzlich auf, dass Österreich allein 2023 zehn Milliarden Euro für Gas- und Ölimporte zahlte. Die 280 Millionen Euro an zusätzlichen Steuern jährlich sollte der Staat als Incentives an die Gemeinden zurückgeben, „damit die Menschen vor Ort die Energiewende vertreten können“, fordert Helmenstein.
Für den Netzausbau braucht die Branche das neue E-Wirtschaftsgesetz (ElWG) und das Erneuerbaren-Ausbau-Beschleunigungsgesetz, beide sind fertig. Karall: „Das ist ein Elfmeter, der ist aufgelegt, man muss ihn nur schießen.“

von Claudia Haase

Vorarlberger Nachrichten

Ähnliche Artikel weiterlesen

Energiewende: Weshalb Nichtstun teuer werden kann

31. Juli 2024

Hitzebelastet Stromleitungen

19. Juli 2024, Wien

Sonnenstromausbau im Sprint zu Rekordwerten

17. Juni 2024

Strom-Spitzenmonat April

3. Mai 2024, Linz