Mit dem Bau des größten Holzvergaser-Werks des Landes will Fürstenfeld einen großen Schritt in Richtung Energieunabhängigkeit machen. Seit wenigen Tagen ist die Anlage in Betrieb. Doch was geschieht mit der überschüssigen Wärme – beispielsweise im Sommer?
Für Franz Friedl sind es bedeutsame Tage. Euphorisch verkündet der Geschäftsführer der Stadtwerke Fürstenfeld, dass das „Jahrhundertprojekt“ zur Errichtung der bundesweit größten Holzvergaser-Anlage erfolgreich abgeschlossen sei.
Seit wenigen Tagen ist die neue Anlage in Betrieb – erste Haushalte in der Innenstadt konnten bereits mit Strom und Wärme aus der Region versorgt werden, wie es bei einer Pressekonferenz Montagvormittag geheißen hat. Demnächst sollen weitere Stadtteile ans Netz angeschlossen werden.
15 Millionen Euro für insgesamt 36.000 Megawattstunden Ökostrom und Wärme: In dieser Größenordnung wurde in ganz Österreich noch kein System zur Energiegewinnung gebaut. Die Anlage hat das Potential 5000 Haushalte mit Strom und zusätzlich 1500 Haushalte mit Wärme zu versorgen.
Emissionsfrei und mit Holz von regionalen Sägewerken wird im zweistufigen Verfahren aus Pellets Holzgas erzeugt, mit dem zwölf Motorenwerke angetrieben werden. Durch den Verbrennungsprozess wird zusätzlich Wärme abgegeben. Künftig soll auch das Landeskrankenhaus über die Energie aus der Anlage versorgt werden. „Spätestens seit dem Ukrainekrieg war klar, wir müssen raus aus Öl und Erdgas“, argumentiert Bürgermeister Franz Jost.
Aber wohin mit der überschüssigen Energie, die erst zu einem späteren Zeitpunkt gebraucht wird? Dafür hat die Stadtgemeinde schnell eine Lösung gefunden: Ein Batterie-Stromspeicher wurde direkt neben dem Holzvergaserwerk errichtet. 24.000 Kilowattstunden Strom können hier gespeichert werden. „Was den Wärmeüberschuss angeht, so gibt es hier schon mehrere Arten von Überlegungen“, berichtet Franz Friedl.
Einerseits könnte man Wärme in 1500 Meter tiefen Untergrund speichern und in den Wintermonaten auf diese Erdwärme zurück greifen. Andererseits wäre es interessant, sie auszukoppeln und anderswo damit ebenfalls Strom zu erzeugen, erklärt Friedl. Einige Gemeinden in Österreich hätten sich bereits gemeldet, um „unser Pionier-Projekt zu besichtigen.“
Ob die Thermenhauptstadt bald auch über eine eigene Therme verfügen wird? Bürgermeister Franz Jost schließt es zumindest nicht aus: „Sag niemals nie. Wir sind zwar gesegnet mit unseren Thermalbädern in der Region, aber es könnte doch auch eine eigene in Fürstenfeld geben. Ein Thermalbad wäre sicher denkbar. Müssten sich nur noch ein paar Investoren finden“, so der Stadtchef mit einem Augenzwinkern.
Wir sind gesegnet mit Thermalbädern in der Region, aber es könnte doch auch eines in Fürstenfeld geben. Müssten sich nur noch Investoren finden. Franz Jost Bürgermeister
von Ewald Wurzinger
Kleine Zeitung