Sölden kämpft um sein Wasser

15. Mai 2024, Sölden

Ein Tiwag-Postwurf erging an alle Haushalte in den Bezirken Imst und Landeck. „Unser Wasser“ hält mit Online-Videos dagegen.

Im Ötztal wird der Ton, wenn nicht rauer, dann zumindest bestimmter. Die Tiwag sorgte jüngst mit einem Flyer für Aufsehen, während sich „Unser Wasser“ mit kernigen Videobotschaften aus der Bevölkerung an alle Wahlberechtigten in Sölden richtet.

Die Volksbefragung am 9. Juni, am selben Tag wie die EU-Wahl, rückt unaufhaltsam näher. Zumindest in Sölden zeichnet sich ein eindeutiges Stimmungsbild gegen die Wasserableitung ab. Es zählt mittlerweile weniger die Frage, „ob“ es ein Nein geben wird, sondern wie „laut“ dieses Nein sein wird. „Wir wissen um die Aussagekraft der Wahlbeteiligung“, zeigt sich Reinhard Scheiber, Sprachrohr von „Unser Wasser“, informiert: „Es geht schlicht darum, ob wir imstande sind, unseren Hintern aufzuheben, oder nicht!“ Er appelliert einmal mehr, nichts unversucht zu lassen, um die Wasserentnahmen zu verhindern.

Die Tiwag ist bemüht, die geplante Kraftwerkserweiterung im Kaunertal als „nachhaltigen Bestandteil der Energiewende“ darzustellen. Man könne etwa durch den Bau mehr als 20 Prozent der jährlichen CO 2-Emissionen Tirols einsparen. Pumpspeicherkraftwerke seien ideale Partner für alle erneuerbaren Energiequellen, da sie Stromschwankungen verlässlich ausgleichen könnten und so zur Netzstabilität beitragen würden.

Emotionen im Vordergrund

Die deklarierten Gegner der Wasserentnahmen im Ötztal wollen stattdessen lieber im eigenen Tal Kraftwerke (Beispiel Umhausen) errichten. Abseits rationaler Argumente steht für die meisten ortsbekannten Sölderinnen und Sölder die Ache emotional im Vordergrund. Ins Treffen wird oft „die nächste Generation“ geführt. Diese solle auch die Chance bekommen, im Tal ein Auskommen zu haben, was allerdings „ohne Wasser“ nicht möglich sei.

Prominente Vertreter wie Söldens Bürgermeister Ernst Schöpf, Ötztal-Tourismus-Obmann Benjamin Kneisl oder Philipp Falkner von den Bergbahnen Sölden sind nur einige der überzeugten Gegner, die sich per Videobotschaft ans Wahlvolk wenden.

Tiwag-Projektleiter Wolfgang Stroppa zeigt sich indes unbeeindruckt. Die Social-Media-Kampagne habe keine Auswirkungen auf aktuelle Planungen der Tiwag: „Im Rahmen der Demokratie ist alles zulässig.“

Tiroler Tageszeitung