Tests mit Wasserstoff in und um Wien nehmen Fahrt auf

24. Mai 2024, Wien
Der Energieträger Wasserstoff ist noch nicht wirtschaftlich
 - Wien, APA

Die Zahl der Projekte und Tests mit Wasserstoff (H2) nehmen Fahrt auf, auch in Wien. Im April nahm die Wien Energie den Testbetrieb ihrer Elektrolyse-Anlage auf. 2023 wurde Wasserstoff im Gaskraftwerk Donaustadt beigemischt. Noch steckt der Einsatz des Energieträgers der Zukunft zwar in den Kinderschuhen, es gelte aber Erfahrungen zu sammeln, um startklar zu sein, wenn H2 konkurrenzfähig wird gegenüber fossilen Energieträgern, so die Wien-Energie-Managerin Linda Kirchberger.

Es gehe darum, eine Wasserstoff-Wirtschaft in Österreich und im Großraum um Wien aufzubauen und die Forschung in die Umsetzung zu bringen, sagte Kirchberger bei einem Mediengespräch zum Projekt „H2REAL“, an dem sowohl Energieversorger, Netzbetreiber als auch Ökostromerzeuger und Elektrolyse-Anlagenbauer, aber auch Forschungseinrichtungen und Universitäten beteiligt sind. Das Projektvolumen beträgt 4,5 Mio. Euro, davon fördert der Klima- und Energiefonds 2,6 Mio. Euro. Diese Förderungen seien wichtig für den Hochlauf, sagte Kirchberger, die bei der Wien Energie den Bereich „Asset Dekarbonisierung und neue Technologien“ leitet.

Der Geschäftsführer des Klima- und Energiefonds, Bernd Vogl, unterstrich die Bedeutung von Wasserstoff als Speicher und für die produzierende Industrie. Er stellte aber auch klar, dass mit Ökostrom produzierter Wasserstoff als „E-Fuel“ in Verbrennungsmotoren von Autos „leider ein Blödsinn“ sei, weil man dafür zehnmal so viele Windräder und Photovoltaikanlagen benötige wie bei batterieelektrischen Fahrzeugen. Das bedeute, „alles was elektrifiziert werden kann, wird elektrifiziert“ und nur was sich nicht elektrifizieren lässt, werde auf Wasserstoff angewiesen sein, so Vogl.

Einig sind sich die Experten, dass Wasserstoff – ähnlich wie fossile Energien wie Öl und Gas – vorwiegend ein Importgut sein wird. Deutschland etwa gehe davon aus, dass nur 10 bis 30 Prozent des Bedarfs durch inländische Produktion gedeckt werden könne. Dennoch sei es wichtig, jetzt zu investieren, um eine Wertschöpfungskette aufzubauen, so Vogl.

Etwas weiter in Sachen Wasserstoff ist Oberösterreich, wo der Erdgasspeicherbetreiber RAG mit der Speicherung von Wasserstoff in ehemaligen Erdgaslagerstätten experimentiert und die voestalpine den mit 6 Megawatt (MW) Leistung bis dato größten Elektrolyseur Österreichs betreibt. Zum Vergleich: Die Anlage der Wien Energie in Simmering hat 3 MW. In Planung sind deutlich größere Anlagen im zweistelligen Megawatt-Bereich, etwa jene der OMV oder jene des Verbunds mit der Burgenland Energie mit 60 MW und 300 MW Leistung in der zweiten Ausbaustufe. Europas bisher größte Elektrolyse-Anlage betreibt Shell in Rotterdam.

Horst Steinmüller, Geschäftsführer der Wasserstoff-Initiative WIVA P&G, erklärte, dass der Transport von Wasserstoff per Pipeline günstiger sei als per Schiff. Das spreche aus europäischer Sicht eher gegen eine Massenproduktion in Chile oder Argentinien und eher für eine Erzeugung in nordafrikanischen Ländern wie Tunesien. Österreich selbst sollte jedenfalls so viel Wasserstoff produzieren, wie optimal produziert werden könne, vielleicht seien es auch mehr als 30 Prozent des Bedarfs. Die derzeitigen Projekte bieten die Chance, die Technologie zu entwickeln, seien jedoch noch keine echte Systemumstellung.

Um grünen Wasserstoff zu erzeugen, wird Ökostrom und Wasser benötigt. Auch Steinmüller betonte deshalb einmal mehr, dass der Ausbau der Erneuerbaren Energien, also von Windkraft und Photovoltaik, an erster Stelle stehen müsse. Ohne Windräder und großen Photovoltaikanlagen sei eine Wasserstoffwirtschaft nicht möglich.

APA

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