Exporte. Die Volksrepublik drängt ihre Unternehmen, die Emissionsintensität ihrer Produkte zu berechnen – und rüstet sich so gegen den „Klimazoll“ der EU.
China verpflichtet seine Unternehmen erstmals, ab 2027 den CO2-Fußabdruck von hundert wichtigen Produkten nach einheitlichen Standards auszuweisen. Eine Ausweitung auf weitere 100 Produkte ist bis 2030 geplant. Priorität bei der Veröffentlichung der Berechnungsstandards haben Produkte wie Kohle, Stahl, Erdgas, Aluminium, Lithiumbatterien und Fahrzeuge mit neuer Energie.
Hintergrund ist einerseits das Ziel der chinesischen Regierung, die Treibhausgasemissionen des Landes auf netto null zu drücken und den Konsum umweltfreundlicher Produkte zu forcieren. Andererseits gilt der Schritt auch als wichtige Vorarbeit, um zeitgerecht eine Antwort auf den CO2-Grenzausgleich (CBAM) der EU zu haben.
Europas grüner Grenzwall
Seit ersten Oktober ist bekanntlich der europäische CO2-Grenzausgleichsmechanismus, auch bekannt als Klimazoll, in Kraft getreten. Er soll die Produzenten auf dem Kontinent vor Wettbewerbsnachteilen bewahren, die sie erleiden, weil sie anders als die Konkurrenz im Ausland für Emissionen bezahlen müssen. Für bestimmte Importe (betroffen sind vorerst die Branchen Eisen und Stahl, Aluminium, Düngemittel, Zement, Wasserstoff und Strom) aus Ländern, die keinen eigenen CO2-Preis eingeführt haben, werden künftig an der EU-Grenze bis zu 35 Prozent Klimazoll fällig. Ab 2026 wird das Instrument „scharf gestellt“ – sprich es werden auch Zahlungen fällig.
Erklärtes Ziel der Europäischen Union war stets, den Rest der Welt dazu zu bewegen, ähnliche Klimaschutzstandards wie die EU zu implementieren und gleichzeitig die Abwanderung der europäischen Industrie ins billigere Ausland verhindern. Der weltgrößte Treibhausgasemittent China hat bereits Pläne bekannt gegeben, den nationalen Emissionshandel auf Sektoren wie Stahl und Zement auszuweiten. Eine einheitliche Berechnungsformel für den CO2-Fußabdruck dieser Waren, wie sie Peking nun angekündigt hat, ist dafür eine Voraussetzung.
Chinesische Beamte haben ihre Besorgnis darüber geäußert, dass CBAM Chinas Exporteure unfair benachteiligt und die Bemühungen Chinas zur Reduzierung der Emissionen nicht vollständig berücksichtigt. Der am Mittwoch präsentierte Plan sieht auch vor, dass China die klimabezogene Handelspolitik weltweit genau beobachtet, Vertrauen aufbaut und die internationale Angleichung der Standards für die Berechnung des CO2-Fußabdrucks fördert.
Europa allein ist zu wenig
Experten bewerten die wahrscheinliche Wirkung von CBAM dennoch auch kritisch. So sind europäische Produzenten, die etwa importierten Stahl weiterverarbeiten und dann exportieren, durch CBAM doppelt belastet. Nach einer Berechnung des Wifo würde der CO2-Grenzausgleich in seiner vorliegenden Form die Emissionen der EU um fast die Hälfte senken. Global ist das aber nur ein Minus von vier Prozent.
Die Presse