20 Prozent mehr Geld für Kernkraft

11. Juni 2024, Paris

Laut IEA fließen 2024 global mehr als 3 Bill. Dollar in „saubere Energie“.

Die Investitionen in den Umbau der Energiesysteme werden heuer erstmals auf mehr als drei Billionen Dollar (2,7 Bill. Euro) weltweit steigen. Das geht aus einem aktuellen Bericht der Internationalen Energieagentur (IEA) hervor. Zwei Drittel davon fließen in CO2-neutrale Energieformen, von Wasser-, Wind- und Sonnenkraft bis zu Kernenergie, und nur noch ein Drittel in Öl, Gas und Kohle.

„Die Welt hat sich stark verändert“, sagte IEA-Direktor Fatih Birol bei der Präsentation des World Energy Investment Report 2024 am Donnerstag. 2016, im ersten Bericht, hatten fossile Investitionen noch leicht überwogen. Jetzt werde allein in Ökostrom und Netze mehr investiert als in Öl, Gas und Kohle zusammen. Neue Dynamik sieht die IEA auch bei Atomkraft: Um ein Fünftel mehr werde investiert, in die Verlängerung der Laufzeiten oder neue Reaktoren.

Der wichtigste Motor für die Milliardeninvestitionen ist laut Birol die Industriepolitik in Europa, den USA und allen voran China, die um Vorteile in der neuen Welt der sauberen Energie konkurrieren. Allein China werde schätzungsweise 675 Mrd. Dollar – also ein Drittel der globalen Ausgaben – in Bereiche wie Photovoltaik (PV), Lithiumbatterien und Elektroautos investieren. Europa und die USA folgen mit 370 beziehungsweise 315 Mrd. Dollar.

Die Dominanz der entwickelten Welt samt China bei den Investitionen in saubere Energie, allen voran Sonnenstrom, ist für die IEA allerdings beunruhigend. Nur 15 Prozent der Investments gehen – angeführt von Indien und Brasilien – in Entwicklungs- und Schwellenländer, in denen aber zwei Drittel der Weltbevölkerung leben, mit steigendem Energiehunger. Im südlichen Afrika werde derzeit gerade einmal so viel Sonnenstrom erzeugt wie in den Niederlanden, so Birol. Das sei ein klares Warnzeichen für die globale Energiewende. Bei der nächsten Weltklimakonferenz sollte mehr getan werden, um sicherzustellen, dass die Investitionen dort ankommen, wo sie am dringendsten benötigt werden.

Um etwa sieben Prozent auf 570 Mrd. Dollar steigen werden auch die weltweiten Investitionen in Öl und Gas, insbesondere im Nahen Osten und in Asien, um die höhere Nachfrage zu decken. Bei ihrem Beitrag zur Energiewende knausern die staatlichen Ölkonzerne nach IEA-Angaben weiter: Nur vier Prozent ihrer Investitionen gehen in saubere Energie. Auch in Kohlekraftwerke wird investiert (2023 wurden 50 Gigawatt genehmigt, so viel wie seit 2015 nicht, vor allem in China), allerdings nur ein Viertel der Summe von vor zehn Jahren, während sich die Investitionen in Solarkraftwerke vervierfacht haben.

Trotz der neuen Rekordsummen reichen die Investitionen in saubere Erzeugung, Netz und Energieeffizienz nicht aus, um die Klimaziele einzuhalten, warnt die IEA.

Salzburger Nachrichten