Kommt 2025 doch noch Gas durch die Ukraine nach Europa?

17. Juni 2024, Wien

Energie. Hinter den Kulissen sucht Europa einen Weg, weiter Gas durch die Ukraine zu erhalten. Beide Kriegsparteien und Aserbaidschan könnten dabei gewinnen.

Kaum sind die EU-Wahlen geschlagen, drängen die alltäglichen Probleme des Kontinents wieder in den Vordergrund. Die Gefahr etwa, dass die Ukraine ab 2025 tatsächlich den Gasfluss nach Europa abdrehen könnte. Damit würden der EU auf einen Schlag Importe von über 40 Millionen Kubikmeter Gas am Tag abhandenkommen. Österreich, das im April 81 Prozent seiner Importe aus Russland bezogen hat, wäre mit einigen osteuropäischen Nachbarstaaten mit am härtesten getroffen. Doch noch ist nicht garantiert, dass es so weit kommen muss. Denn während die EU offiziell den Ausstieg aus russischem Pipeline-Gas anstrebt, laufen hinter den Kulissen Gespräche, wie die Transitverbindung durch die Ukraine auch nach Jahresende noch genutzt werden könnte.

Europäische Regierungs- und Unternehmensvertreter seien dazu in intensiven Gesprächen mit der Ukraine, berichtet Bloomberg. Eine der meistdiskutierten Optionen ist, dass europäische Unternehmen Gas aus Aserbaidschan kaufen und in russische Pipelines einspeisen, die nach Europa führen.

Ukraine verdient viel

Österreichs Versorgung mit Erdgas wäre so weiter auch über diese wichtige Route gesichert. Ob die russische Gazprom ihren Langfristvertrag mit der OMV unter den Vorzeichen erfüllen könnte, wäre in erster Linie das Problem der Russen. Dass die Idee eine Chance auf Umsetzung hat, liegt vor allem an der Ukraine. Denn Kiew, so heißt es, sei von der Lösung durchaus angetan. Hauptgrund dafür dürften finanzielle Überlegungen sein. Im Jahr 2021 verdiente das Land mit den Transitgebühren für russisches Gas immerhin noch eine Milliarde US-Dollar. Kauft Europa weiter Gas aus ukrainischen Leitungen, fließt auch das Geld weiter in Kiews Die Idee, Gas aus Aserbaidschan durchzuleiten „könnte eine Zukunft haben“, sagte Oleksiy Chernyshov, Geschäftsführer der ukrainischen Naftogaz.

Dass die Aseris gern mehr Gas in Richtung Europa verkaufen möchten, ist lange bekannt. Doch Aserbaidschan nutzt seine Pipeline nach Europa bereits mit voller Kapazität. So bleibt auch die Frage offen, woher das „aserbaidschanische“ Gas tatsächlich kommen würde. Eine Variante wäre ein Swap-Deal mit Russland. Die beiden Staaten würden auf dem Papier Gasmengen tauschen – Moskau könnte so in den Süden liefern, Aserbaidschan aus Russland in das ukrainische Leitungsnetz einspeisen.

. Die EU-Kommission ist weiter überzeugt, dass die Union auch ohne Transit durch die Ukraine auskommen könnte. Auch Österreich wäre nicht akut gefährdet. Die Gaspreise würden aber wohl um ein Fünftel nach oben springen, erwarten Experten.

von Matthias Auer

Die Presse

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