OMV arbeitet weiter an ihrem grünen Image

17. Juni 2024, London

Der Anteil von Öl und Gas am operativen Ergebnis soll bis zum Ende des Jahrzehnts von zuletzt 70 auf dann 40 Prozent sinken.

Alle zwei Jahre nehmen sich die OMV-Vorstände im Frühjahr einen Tag Zeit, Analysten und Investoren davon zu überzeugen, dass es sich auszahlt, Aktien des heimischen Öl-, Gas- und Chemiekonzerns zu kaufen. Dieses Jahr, nach längerer Pause, wieder in London und mit einer Überarbeitung der Strategie 2022 und neuem Logo. Der teilstaatliche Konzern setzt den Umbau in Richtung (Petro-)Chemie und nachhaltige Kraftstoffe sowie erneuerbare Energie fort – trotz der Flaute auf dem Kunststoffmarkt. „Die OMV wird 2050 ein Netto-null-CO2-Unternehmen sein“, betonte Vorstandschef Alfred Stern.

Der Weg zu diesem Ziel ist noch weit. Gut 70 Prozent der OMV-Gewinne stammten zuletzt wieder aus dem Öl- und Gasgeschäft. Durch Verkäufe von Förderstätten, unter anderem in Kasachstan und Malaysien, und den – nicht freiwilligen – Ausstieg aus Erdgasfeldern in Russland ist die Produktion aber binnen vier Jahren um ein Viertel auf rund 360.000 Fass pro Tag zurückgegangen. Bis 2030 soll sie auf 350.000 Barrel sinken, mit Schwerpunkt auf Norwegen, Österreich, Rumänien sowie Nordafrika und die Golfstaaten. Und auf Gas. Der Erdölanteil soll auf 40 Prozent schrumpfen. Kern der Verschiebung ist die bei Umweltgruppen umstrittene Erschließung des Gasfeldes „Neptun“ im Schwarzen Meer durch die rumänische OMV-Tochter Petrom und die staatliche Romgaz. 2025 starten die Bohrungen.
Wegen des besseren Marktumfeldes im Bereich Energie, wie die OMV das klassische Öl- und Gasgeschäft jetzt bezeichnet, wurde die langfristige Prognose für den operativen Gewinn von mindestens sechs auf 6,5 Mrd. Euro bis 2030 erhöht. OMV-Finanzchef Reinhard Florey kündigte zudem ein Effizienzprogramm an, das bis Ende 2027 Einsparungen von einer halben Mrd. Euro oder mehr bringen soll.

Mit einem Teil der Milliarden will die OMV über steigende Dividenden und Sonderausschüttungen die Aktionäre erfreuen. 3,8 Mrd. Euro jährlich werden investiert, 40 bis 50 Prozent davon in nachhaltige Projekte, die 2030 ein Fünftel zum operativen Cashflow beitragen sollen. Die Palette ist breit. Sie umfasst die größte Sortieranlage für Plastikmüll, die derzeit in Deutschland entsteht, und ein neues Verfahren zur Ölgewinnung aus Kunststoffabfällen, um einen Kreislauf aufzubauen. Zudem wird eine industrielle Produktion von Biodiesel und sauberem Flugbenzin (SAF) aus Altspeise- und anderen Pflanzenölen in Schwechat und in Bukarest aufgebaut. Und es gibt ein Tiefengeothermie-Projekt von OMV und Wien Energie im Wiener Becken.

2030 sollen Öl und Gas nur noch 40 Prozent zum operativen Ergebnis beitragen, Raffinerien bzw. Tank- und Ladestellen 15 bis 20 Prozent und 35 bis 40 Prozent das Chemiegeschäft. Dabei setzt Stern auf die Innovationskraft der OMV-Tochter Borealis und das Interesse an Recyclingkunststoff. Zur geplanten Fusion mit Borouge, der Petrochemiesparte der Abu-Dhabi-Ölgesellschaft (und OMV-Miteigentümerin) Adnoc, gab es keine neuen Informationen. Die Verhandlungen laufen laut Stern ohne Frist und ergebnisoffen weiter.

Auch zu den laufenden Schiedsverfahren mit Russlands Gasmonopolisten Gazprom gab sich Stern wortkarg, ebenso wie zu einem möglichen Gaslieferstopp über die Ukraine 2025. Die OMV habe in ihren Verträgen mit Gazprom die slowakisch-österreichische Grenze als Lieferort. „Darauf werden wir bestehen.“

Die Aktionäre ließen sich von den Plänen der OMV noch nicht nachhaltig überzeugen. Die Aktie verlor im Laufe des Tages mehr als zwei Prozent.

von Monika Graf

Salzburger Nachrichten