Schwarzes Meer. Studie über Seeminen, Rumänien überwacht mit Militärschiffen
Neptun Deep, das vier Milliarden Euro teure, größte Gasförderprojekt in der EU, ist bei Klimaschützern höchst umstritten, keine Frage. Jetzt aber warnt Greenpeace in einer Studie vor Sicherheitsrisiken durch mögliche Unfälle mit Seeminen und kritisiert die OMV und ihre rumänische Mehrheitsbeteiligung Petrom massiv.
Das Schwarze Meer ist Teil der russischen Kampfhandlungen im Angriffskrieg gegen die Ukraine. Seit Kriegsbeginn seien 94 frei treibende Seeminen neutralisiert (meist gesprengt) worden, beruft sich Greenpeace auf eine Anfragebeantwortung der rumänischen Marinedirektion. Mehrmals seien Frachtschiffe beschädigt worden, Crewmitglieder verletzt, ein estnisches Schiff sei nach einer Kollision mit einer Seemine gesunken, ein Schwimmer tödlich verunfallt. Die Versicherungsprämien seien wesentlich höher als im Roten Meer. Lloyd’s of London führt die Schwarzmeer-Region in der Hochrisikoliste.
Die unmittelbare Nähe zur russischen Einflusssphäre sei „sicherheitspolitisch eine Katastrophe. Allen Sicherheitsbedenken zum Trotz wird das Projekt als wichtiger Schritt zur Unabhängigkeit von russischem Gas beworben“, warnt der Greenpeace-Wissenschaftsexperte Stefan Stadler.
Am vergangenen Freitag erhielten OMV/Petrom und der nationale Partner Romgaz die vorläufige Genehmigung im Rahmen der Umweltverträglichkeitsprüfung. Darin würden laut Studie Erdbeben und externe Einflüsse evaluiert, „allerdings finden sich keine Hinweise auf Seeminen oder nicht explodierte Kriegsmittel“.
Task Force
Konkretes Gefahrenpotenzial ortet Greenpeace in der Bau- und Konstruktionsphase, bei der etliche Schiffe zwischen Baustelle und Häfen pendeln. Ebenso für die Bohrinsel und die 160 Kilometer lange Verbindungspipeline zum Land. Ein Ende des Krieges sei nicht absehbar, bis OMV/Petrom und Romgaz eine entsprechende Analyse liefern, müsse die rumänische Umweltbehörde die Prüfung auf Eis legen, fordert Greenpeace.
Anfang 2024 vereinbarten Rumänien, Bulgarien und die Türkei eine Task Force für die Sicherheit im Schwarzen Meer. Man werde mit den Partnern diese Initiative so schnell wie möglich einsatzbereit machen, erklärte das Verteidigungsministerium in Bukarest auf eine Anfrage des KURIER. Seit Ausbruch des Ukraine-Krieges würden sich die rumänischen Seestreitkräfte an Minenräumungsoperationen beteiligen, der Meeresraum werde kontinuierlich von Militärschiffen überwacht.
Man ergreife alle notwendigen Maßnahmen, beobachte laufend die geopolitische Lage und stehe in engem Kontakt mit den rumänischen Behörden, erklärt OMV/Petrom. Bisher seien die Tätigkeiten im Schwarzen Meer kriegsbedingt nicht unterbrochen worden.
In den rumänischen Medien gibt es keine Kritik an Neptun Deep. OMV Petrom füttere die meisten Medien mit Hunderten Marketing- und PR-Verträgen, erzählt ein unabhängiger Journalist. Der die Greenpeace-Warnung allerdings abtut als „Alarmismus, der Russland in die Hände spielt“.
Kurier