CO2-Speicherung – Noch ein langer Weg zur Realisierung

1. Juli 2024, Wien

Die Koalitionsregierung hat diese Woche eine Strategie zum Umgang mit nicht vermeidbarem CO2-Ausstoß beschlossen. Darin spricht sie sich auch für die Speicherung der unerwünschten Mengen des Stoffes aus. Bis es tatsächlich dazu kommen kann, ist es aber noch ein weiter Weg. Nicht nur das geltende Verbot muss aufgehoben werden, auch andere rechtliche, technische und wirtschaftliche Hürden sind noch zu nehmen.

Für rund die Hälfte des künftig nicht zu vermeidenden CO2 würde es in Österreich mit heutigen Mitteln wirtschaftlich und technisch erschließbare Speichermöglichkeiten in alten Öl- und Gasfeldern geben, heißt es in der „Carbon Management Strategie“ (CMS). Speicherung ist aber nur eine Möglichkeit, mit dem ungewünschten Produkt umzugehen. Es kann auch weiterverwendet oder zur Lagerung ins Ausland gebracht werden. Welche Anteile gespeichert, weiterverwendet oder exportiert werden sollen, schlüsselt die Strategie nicht auf.

Dazu ist es wohl auch noch zu früh. Bevor eine Speicherung überhaupt denkbar ist, müsste Österreich zunächst das 2011 erlassene Verbot für die Speicherung von CO2 aufheben. Außerdem sind zahlreiche weitere Gesetze anzupassen. Es gibt nicht nur in Österreich, sondern auch in der EU noch keinen ausreichend definierten rechtlichen Rahmen, erinnert die CMS.

Dann sind massive Investitionen nötig. Einerseits für die Speicherung, andererseits für den Transport von CO2 in andere Länder, wofür noch geeignete Leitungen fehlen. Der Aufbau einer neuen Infrastruktur für Abscheidung, Lagerung, Nutzung oder Transport von CO2 sei nicht nur technisch und organisatorisch herausfordernd, es brauche auch hohe Anfangsinvestitionen, „die u.a. deshalb risikoreich sind, da keine Gewissheit über die zukünftige Nachfrage nach diesen Technologien besteht“, heißt es in der „Carbon Management Strategie“.

Österreich hat das Ziel, bis 2040 klimaneutral zu werden und am Weg dorthin seinen CO2-Ausstoß um eine Größenordnung von 90 Prozent zu senken (2022 wurden 73 Mio. Tonnen CO2-Äquivalent emittiert). Manches kann aber nicht vermieden werden. Die CMS geht davon aus, dass die industriebezogenen unvermeidbaren CO2-Mengen 2040 zwischen 4,4 und 12,1 Mio. Tonnen pro Jahr liegen werden. Dazu kommen noch 1,7 bis 6,3 Mio. Tonnen, zu einem guten Teil aus der Landwirtschaft, die nicht einfach bei technischen Prozessen gesammelt werden können. Um sie zu kompensieren sind noch komplexe Prozesse nötig. Diese rund 6 bis 18 Mio. Tonnen müssen dann gespeichert, weitergenutzt oder exportiert werden, wenn Österreich sein Ziel, 2040 klimaneutral zu sein, erreichen will. Der mit heutiger Technologie wirtschaftlich nutzbare Speicherplatz in Österreichs Öl- und Gasfeldern wird dabei auf 6 Mio. Tonnen pro Jahr geschätzt. Dazu kommen noch sehr große potenzielle Speicherkapazitäten in Salzbergwerken, deren Erschließbarkeit aber erst geprüft werden muss.

Planung, Genehmigung und Bau der Infrastruktur könne Jahre dauern, müsse aber schnell über die Bühne gehen, wolle man die Ziele der CO2-Verringerung erreichen, heißt es in der Strategie. Außerdem müsse man bedenken, dass dort, wo CO2 dauerhaft eingespeichert werden kann, auch Wasserstoff als Energiespeicher gelagert oder Erdwärme gewonnen werden könne. Die Politik müsse hier „Kriterien für eine Priorisierung“ entwickeln.

APA

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