Industrie: Import von grünem Wasserstoff beschleunigen

2. Juli 2024, Wien
Forderung an Politik, rechtliche und regulatorische Rahmenbedingungen zu schaffen
 - Wien, APA

Eine Initiative heimischer Energie- und Industrieunternehmen will den Aufbau einer österreichischen Wasserstoff-Importwirtschaft vorantreiben. Bis 2040 werden laut der Hydrogen Import Alliance Austria (HIAA) 1,4 Millionen Tonnen grüner Wasserstoff benötigt, die heimische Produktion werde aber nicht ausreichen, um den stark steigenden Bedarf zu decken. Daher sei ein Schulterschluss zwischen Industrie und Politik notwendig, um günstige Wasserstoffimporte ab 2030 zu ermöglichen.

Grüner Wasserstoff gilt als wichtiger Hebel, um die Treibhausgasemissionen in schwer transformierbaren Industriesektoren zu reduzieren und die Klimaziele zu erreichen. „Wir gehen davon aus, dass ein Großteil des Wasserstoffbedarfs durch Importe gedeckt werden muss und es daher notwendig sein wird, eine europäische Wasserstoffwirtschaft aufzubauen“, sagte Verbund-Chef Michael Strugl bei der Präsentation der Initiative am Dienstag. Laut HIAA wird Österreich bis 2040 rund 800.000 Tonnen grünen Wasserstoff importieren müssen.

Die günstigste Variante für den Transport von Wasserstoff ist der Initiative zufolge die Nutzung des bestehenden Erdgasleitungsnetzes. „Österreich verfügt über ein sicheres und leistungsfähiges Pipelinenetz, das in Teilen bereits jetzt den Transport von Wasserstoff ermöglicht“, sagte der Geschäftsführer von Gas Connect Austria, Stefan Wagenhofer. „Mit gezielten Investitionen in die Infrastruktur könnte unser Land künftig als zentrale Drehscheibe im entstehenden europäischen Wasserstoff-Backbone fungieren.“

Unter den möglichen Wasserstoff-Importkorridoren hat die Initiative die „Südroute“ von Nordafrika über Italien nach Deutschland und Österreich als wichtigste Importroute identifiziert. Da aus Sicht der Initiative jedoch auf mehrere Importrouten gesetzt werden sollte, um nicht von einer Quelle abhängig zu sein, könnte auch die „Nordroute“ über die nordischen Länder eine wichtige Rolle spielen.

Die Industrievertreter forderten am Dienstag rasche politische Weichenstellungen, um den Import von grünem Wasserstoff nach Österreich „zu wettbewerbsfähigen Konditionen“ voranzutreiben. Grüner Wasserstoff aus erneuerbaren Quellen sei für Unternehmen derzeit zwei- bis dreimal so teuer wie Wasserstoff aus fossilen Energieträgern, sagte Manuel Beschliesser, COO von LAT Nitrogen.

Konkret verlangen die Industrievertreter von der Politik, die notwendigen rechtlichen Rahmenbedingungen zu schaffen und etwa das EU-Gasmarktpaket zügig umzusetzen. Zudem brauche es finanzielle Unterstützung und Absicherung durch die öffentliche Hand, damit die Unternehmen umrüsten könnten. Denn die Wirtschaftlichkeit von grünem Wasserstoff und darauf basierenden Produkten sei zu Beginn des Markthochlaufs noch nicht gegeben.

Zur Wasserstoff-Importinitiative gehören mit der AMAG Austria Metall, Gas Connect Austria, LAT Nitrogen, OMV, RHI Magnesita, Verbund, voestalpine und den Wiener Stadtwerken Unternehmen entlang der Wertschöpfungskette, die nach eigenen Angaben für rund 50 Prozent des zukünftigen Bedarfs an grünem Wasserstoff stehen.

APA

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