Energiewende. Der Klima- und Energiefonds fördert innovative Solaranlagen in Österreich mit insgesamt 40 Millionen Euro. Folgende Projekte zeigen, dass Photovoltaik nicht nur zur Stromerzeugung gut ist
Bis zum Herbst können Einzelpersonen und Unternehmen Projektideen für besonders innovative PV-Anlagen einreichen und dafür eine Bezuschussung erhalten. „Im Schnitt haben wir eine Förderquote von 35 Prozent“, erklärt Eva Dvorak, Abteilungsleiterin Energiegemeinschaften, Strom und Speicher vom Klima- und Energiefonds, gegenüber dem KURIER. „Insgesamt stehen dafür heuer 40 Millionen zur Verfügung – das ist ein Rekordbudget“, sagt sie.
Im Zentrum stehen interessante und kreative Ideen für Anlagen, die besondere Bauteile oder Integrationskonzepte enthalten. Etwa der Einsatz von neuartigen Materialien oder der Einbau von Solarmodulen an Orten und bei Objekten, wo man sie bisher noch nicht verwendet hat.
Ab zehn Kilowatt Peak
Gefördert wird die Planung und Errichtung von Photovoltaik-Anlagen (PV) von zehn kWp (Kilowatt Peak) bis fünf MWp (Megawatt Peak). „Die klassische Einfamilienhaus-PV-Anlage ist vier bis fünf kWp, wenn sie für den Eigenbedarf ausgelegt ist“, sagt Dvorak. Die wolle man damit aber eher nicht ansprechen – im Fokus stehen etwas größere Projekte. Grundsätzlich kann aber jeder eine Projektidee einreichen.
„Wichtig ist, dass auch eine Systemintegration mitgedacht wird. Die Projekte sollen sich auch überlegen, was sie mit dem Strom machen“, erklärt Dvorak. Für die Integration von Energiespeicheranlagen gibt es zusätzliches Fördergeld – „pauschal, je nachdem wie hoch dessen Speicherkapazität ist.“
Bei der Projektauswahl wird besonders darauf geachtet, dass die Nutzung der Photovoltaik-Anlage ganzheitlich ist – Energiemanagement ist hier ein wichtiger Schlüssel. Außerdem sollen die neuen Anlagen nicht nur gut aussehen, sondern auch wirtschaftlich betreibbar sein und die Systeme derart gestaltet werden, dass sie auch von anderen nachgebaut werden können.
Mehrfachnutzen
In der Vergangenheit konnten sich Projekte durchsetzen, bei denen die Anlagen mehrere Funktionen bündelten. Im Zentrum stehen durchdachte und intelligente Konzepte, die über eine normale Stromproduktion für den Eigenbedarf hinausgehen. Dvorak nennt als Beispiele Solaranlagen, die in der Landwirtschaft einen Doppelnutzen haben oder die in eine Lärmschutzwand integriert sind. Eine Expertenjury wird schließlich die Projekte auswählen und reihen. Die besten Einreichungen sollen dann als „Leuchtturmprojekte“ andere zum Nachmachen anregen.
Der KURIER stellt deshalb ein paar besonders innovative Solaranlagen aus Österreich und dem Ausland vor, die über eine reine Stromerzeugung hinausgehen.
Künstlerisch gestaltete Silos erzeugen EnergieBeim Solar Silo Engelhartstetten werden Kunst und Technik zusammengebracht. „An einem Getreidesilo im ländlichen Raum wurden auf die sonnenzugewandte Seite Photovoltaik-Module montiert. Die restlichen Seiten wurden künstlerisch gestaltet“, erklärt Dvorak. „Die gewonnene Energie wird über eine Energiegemeinschaft lokal in der Bevölkerung verteilt.“
Eine Gruppe von Architekten und Energieexperten hat sich das Projekt überlegt, um leer stehenden Getreidesilos, die es in ländlichen Gebieten häufig gibt, wieder einen sinnvollen Nutzen zu geben. Der erste echte Turm im niederösterreichischen Marchfeld liefert 49.000 kWh und versorgt zwölf Einfamilienhäuser mit Energie. Bei der Gestaltung des Turms durfte die lokale Bevölkerung mitentscheiden.
Anlage kombiniert Strom und PflanzenproduktionIn der Solarfarm „Sonnenfeld Bruck“ in Niederösterreich werden parallel Strom und Nutzpflanzen produziert. „Gleichzeitig wird die Biodiversität erhöht, weil die Module durch Beschattung Wasser zurückhalten und das Lebensraum für Tiere schafft“, so Dvorak.
Die PV-Module sind auf Tischen montiert und können nach dem Sonnenverlauf ausgerichtet werden. Außerdem kommen Maschinen wie Traktoren durch die schwenkbaren Module besser zurecht. Die fünf Hektar große Anlage erzeugt eine Strommenge, die insgesamt 400 Haushalte, 400 Wärmepumpen und 400 E-Autos versorgen kann.
Unter den Solarpaneelen befinden sich zwischen den landwirtschaftlichen Nutzflächen jeweils zwei Meter breite Blumen-Streifen. Diese bieten Insekten und Tieren Zuflucht und tragen zur Artenvielfalt bei. 80 Prozent des Ackers werden für den Lebens- und Futtermittelanbau verwendet. Durch die Doppelnutzung wird nicht nur der Flächenverbrauch minimiert. Die Verschattung durch die Module wirkt auch wassersparend, da dadurch weniger Feuchtigkeit verdunstet. Außerdem verbessert sich das Mikroklima.
Auch ein Radweg kann Energie erzeugenIn den Niederlanden wurden zwei Radwege mit Solarzellen gepflastert, die Strom für 50 Haushalte produzieren sollen. Das entspricht einem jährlichen Ertrag von 160 MWh. Die zwei Radwege haben zusammen eine Fläche von Tausend Quadratmetern. Es ist nicht der erste Radweg des Unternehmens Wattway. Global gibt es schon 40 Stück.
Dach schützt Bewässerungskanal vor HitzeIm Südwesten der USA kämpft man mit Dürren und Wassermangel, die unter anderem Missernten zur Folge haben. Im Staat Arizona versucht man mit dem Projekt „Solar-Over-Canal“ nun, mit einem Solardach die lokalen Wasservorräte zu schützen.
Ein 305 Meter langer Abschnitt eines Bewässerungskanals erhält ein Dach aus Solarmodulen, das Projekt soll 2025 fertiggestellt sein. Die produzierte Strommenge soll die Bewässerungssysteme der dort lebenden indigenen Bevölkerung betreiben.
Fakten
Förderung
Bis zum 5. November 2024 um 12 Uhr können Anträge für Projektideen beim Klima- und Energiefonds unter t.ly/zGCqG eingereicht werden 35Prozent der Kosten der von einer Fachjury ausgewählten Projekte werden aus einem Budget von insgesamt 40 Millionen Euro bezuschusst 5–10 Prozent Bonusförderung gibt es zusätzlich für besonders innovative Projekte, die dann wissenschaftlich erforscht werden sollen
Kurier